Balgerei im Hause Breuer. Dahinter an der Wand das Gemälde von Carl Moll, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist.

Foto: Familienarchiv / Belvedere

Wien – Private Fotoalben spielen bei kunsthistorischen Forschungsprojekten gemeinhin eher eine Nebenrolle. Ausnahmen bestätigen diese Regel, wie ein aktuell vom Belvedere Research Center veröffentlichter Fall zeigt. Im Zuge der Recherchen zum Werkverzeichnis des Künstlers Carl Moll (1861–1945) stieß Cornelia Cabuk auf ein seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenes Gemälde. Der vorläufig letzte Hinweis ist eine Fotografie aus dem Album der Familie Breuer: im Vordergrund balgen sich die Brüder Franz und Georg, von Gustav, dem jüngsten, sind die hochgestreckten Beine erkennbar, dahinter ein hochformatiges Gemälde.

Die Aufnahme entstand Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre, erzählt die Tochter Franz Breuers, eines Chemikers, der im Sommer 1938 gemeinsam mit seinem Bruder Georg vor dem NS-Regime nach England flüchtete. Im Frühjahr 1939 folgte ihnen Mutter Käthe, eine geborene Mautner, konkret Tochter des Textilindustriellen Isidor Mautner. Teile ihres Besitzes, darunter Mobiliar, Gemälde und Porzellan, verblieben in Wien und verschwanden unter bislang ungeklärten Umständen.

Hochzeitsgeschenk für Eltern

Dazu gehörte auch das gesuchte Gemälde, das Franz Breuer seiner Tochter gegenüber erstmals 1998 erwähnte, als sie ihm den Katalog zur damaligen Moll-Ausstellung im Belvedere zeigte.

Der familiären Überlieferung nach sei es ein Hochzeitsgeschenk anlässlich der Vermählung seiner Eltern gewesen, nähere Angaben konnte er nicht machen. Die Angelegenheit geriet in Vergessenheit, bis sich jüngst dieses Foto fand. Auf Verdacht wurde es dem Belvedere übermittelt. Eine Digitalisierung später ward Gewissheit: ein Gemälde von Carl Moll, belegt über die in der starken Vergrößerung erkennbare Signatur. Derzeit sind laut Cabuk weder die Datierung noch der Titel des Gemäldes bekannt. Das Motiv dürfte eine Allee im Prater sein, vermutet die Autorin des Werkverzeichnisses, das noch heuer publiziert werden soll. (Olga Kronsteiner, 31.1.2019)