Frauenparkplätze: Eine Diskriminierung von Männern?

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Mit Frauenparkplätzen ist das so eine Sache: Laut einer Umfrage hat jeder fünfte Mann schon mal einen benutzt, und jede fünfte Frau benutzt ihn immer, wenn er vorhanden ist.

Für einige sind Frauenparkplätze einfach ein Witz, von dem sie nicht wissen beziehungsweise vergessen haben, dass ihn der Entertainer Harald Schmidt schon in den Neunzigern in seiner Show gerissen hat: Gut, dass es jetzt Frauenparkplätze gibt, sagte er damals sinngemäß, dann wüssten die ganzen Vergewaltiger wenigstens, wohin sie gehen müssen. Vorher sei man ja als Triebtäter oft ziellos durch die Parkgaragen gelaufen.

Für andere sind Frauenparkplätze eine Maßnahme zum Schutz vor Sexualstraftaten und zur allgemeinen Verbesserung des Sicherheitsgefühls von Frauen. 2016 wurde in der kleinen Gemeinde Eichstätt in Deutschland im hinteren Teil eines Parkplatzes eine 60-jährige Frau von einem Mann vergewaltigt, ein weiterer beobachtete die Tat, ohne einzugreifen.

Als Ergebnis der anschließenden hitzigen Auseinandersetzungen darüber, was für Konsequenzen aus dieser Vergewaltigung zu ziehen seien, verständigte man sich auf die Schaffung von Frauenparkplätzen.

Klage wegen Frauenparkplätzen

Womit wir bei einem ganz speziellen Fall und ganz speziellen Männern sind: Genau wegen dieser Frauenparkplätze in Eichstätt nämlich fühlte sich der Jurastudent Dominik Bayer diskriminiert und reichte Klage gegen die oberbayrische Kommune ein. Mit dem Ergebnis, dass das Münchner Verwaltungsgericht zwar die Beschilderung der Frauenparkplätze monierte, sich aber zu der Diskriminierungsfrage nicht geäußert hat.

Argumente gegen Frauenparkplätze

Deutschland weiß also mittlerweile, dass Mann auf öffentlichen Frauenparkplätzen sein Auto abstellen darf, ohne dafür einen Strafzettel zu kassieren, weil die Straßenverkehrsordnung dezidierte Frauenparkplätze gar nicht vorsieht. Worüber Deutschland allerdings immer noch rätselt, ist, ob es Frauenparkplätze überhaupt braucht und ob Männer dabei wirklich diskriminiert werden. Gegen Frauenparkplätze wird gemeinhin ins Feld geführt, dass sexualisierte Gewalt häufig im häuslichen Nahbereich stattfindet und – falls nicht – dass es viel geeignetere Maßnahmen wie Überwachung und Präsenz zum Schutz von Frauen gibt.

In beiden Argumenten steckt zwar einiges an Substanz, aber auch jede Menge Zynismus. So sprechen die Statistiken zu Tatorten sexualisierter Gewalt eine eindeutige Sprache. Aber im vorliegenden Fall handelt es sich erstens genau um den Parkplatz, an dem eine Frau vergewaltigt wurde, und zweitens gibt es ja wohl noch etwas zwischen körperlicher Unversehrtheit und einer Vergewaltigung.

Bliebe die Diskriminierungsfrage, die der Jurastudent übrigens doppelt verstanden wissen wollte. Schließlich ging es ihm nicht nur darum, dass es für Männer keine eigens beschilderten Parkplätze gibt, sondern auch darum, dass mit solchen Parkplätzen wieder ein Bild von Frauen als dem schwachen Geschlecht gezeichnet würde. Er wolle "einen Beitrag zur Gleichstellung von Mann, Frau und dem dritten Geschlecht erreichen", sagte der Jurastudent. Ob das wirklich so ist, tut juristisch nichts zur Sache. Er hat jedes Recht, als Kläger gegen diesen Sachverhalt vorzugehen. Ob es ihm nun damit ernst ist, er Frauen eins auswischen will oder einfach nur schauen möchte, wie viel Aufmerksamkeit er mit seinem Manöver auf sich ziehen kann, ist nur insofern relevant, wie ihn seine möglichen Motive an die Seite eines anderen Studenten stellen: Yannic Hendricks nämlich. Sein Name darf jetzt wieder genannt werden, weil seine Klage gegen den Medienkonzern Buzzfeed auf Schutz seiner Privatsphäre durch Anonymisierung abgeschmettert wurde.

Hobbymäßig anzeigen

Hendricks, der hobbymäßig über 70 Ärztinnen und Ärzte wegen "Werbung für Abtreibung" angezeigt hatte, gab an, als Mann einfach viel objektiver über Schwangerschaft und Abtreibung befinden zu können als Frauen.

Und Bayer, der laut einem von ihm mitverfassten Buch Mitglied einer studentischen Verbindung ist beziehungsweise war, die nur Männer aufnimmt, fährt auch schon mal gerne politischen Gegnerinnen über den Mund, die sich über Sexismus beklagen.

Womöglich sind das belanglose Petitessen ohne jeden Zusammenhang. Wahrscheinlicher aber sind es Hinweise auf eine überspannte, selbstgefällige und zugleich verunsicherte Version einer Männlichkeit, die sich zunehmend in gesellschaftlichen Debatten breitmacht. Diese Version bildet sich viel auf ihre kritischen Fähigkeiten ein und beleidigt zugleich die 16-jährige Umweltaktivistin Greta Thunberg ad hominem, anstatt sich mit ihren Aussagen auseinanderzusetzen.

Sie hängt ein *innen an Sachbegriffe, um zu zeigen, für wie unsinnig sie geschlechtergerechte Sprache hält, und findet, man solle ungewollte Potätschler nicht als Belästigung werten. Sie fragt bei Bildern von reinen Männerpodien ironisch nach, woher man denn wisse, ob da nicht eine Transfrau dabei sei. Und an der Sache mit den Frauenparkplätzen versteht sie nicht, dass diese nicht die Reproduktion des Mythos von schwachem Geschlecht sind, sondern vielmehr Ausweis der Realität von Frauen als dem belästigten, angetatschten und vergewaltigten Geschlecht. (Nils Pickert, 3.2.2019)