Wien – Für Fahrradzusteller von Firmen wie Foodora, Lieferservice, UberEats, Veloce oder Rita bringt's rückt nach jahrelanger prekärer Situation für die Beschäftigen ein eigener Kollektivvertrag (KV) in Reichweite. Ende Februar oder Anfang März soll das erste KV-Gespräch zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer stattfinden.

"Ich spüre da eine gewisse Sehnsucht der Unternehmen nach einem Ordnungsrahmen. Es kommt immer einer, der es billiger macht", sagte Karl Delfs, Bundessekretär für den Bereich Straße in der Gewerkschaft vida, zur APA. Ziel des Kollektivvertrages sei es, die Beschäftigen "aus dem Prekariat in die soziale Absicherung zu bekommen".

Ungeordnete Arbeitsverhältnisse

Derzeit sind die Arbeitsverhältnisse der Radzusteller ungeordnet. Selbst jene Boten, die fix angestellt sind, seien als Arbeiter dem freien Gewerbe zugeordnet. Der Großteil der Zusteller sei jedoch in einem freien Dienstverhältnis. "Wir wollen möglichst viele in den Kollektivvertrag bekommen. Gesicherte Dienstverhältnisse sind uns natürlich lieber als freie Dienstverträge", sagte Delfs.

In welchen KV die Zusteller künftig kommen, ist noch unklar. Ebenso, um wie viele Firmen und Beschäftigte es sich handelt. Das erste Treffen zwischen Gewerkschaft vida und dem Fachverband der Kleintransporteure soll daher auch einer Bestandsaufnahme der Branche dienen.

Zehn Prozent Angestellte bei Mjam und Foodora

Einer der größten Player am Markt sind die Essensbestellplattformen Mjam und Foodora, beide aus dem Hause Delivery Hero. Für das Unternehmen fahren in Österreich rund 800 Kuriere. Nur etwa 80 davon sind angestellt, der Rest hat ein freies Dienstverhältnis. Häufig handle es sich um Studenten oder Asylberechtigte, die die Flexibilität bei der Einteilung ihrer Schichten schätzten, hieß es seitens Foodora zur APA.

In der Vergangenheit haben schlechte Bezahlung und fehlende Ausrüstungen bei Foodora für negative Schlagzeilen gesorgt. Seit 2017 hat Foodora als eine der ersten Firmen in der Gig Economy einen Betriebsrat in Österreich. "Was das bewirken kann, zeigt sich nun", sagte Gewerkschafter Delfs. Seit Jänner 2019 zahlen Foodora und Mjam ihren 710 freien Radkurieren ein höheres Gehalt und statten sie mit kostenlosem Winterequipment wie Handschuhen, Schals oder Jacken aus – Fahrrad und Smartphone müssen sie weiterhin selbst stellen. (APA, 1.2.2019)