Die Zeiten, in denen sich die grüne Parteispitze mit dem eigenen Nachwuchs noch grob in den Haaren lag, scheinen vorbei: Beim erweiterten Bundesvorstand am Freitag in Salzburg wurden die Vorarlbergerin Nina Tomaselli (33) und der Oberösterreicher Stefan Kaineder (34) zu Stellvertretern von Bundessprecher Werner Kogler gewählt.
Beide haben erst im November des Vorjahres einen Platz im Parteivorstand eingenommen – und gelten in der im Wiederaufbau befindlichen Ökopartei als Zukunftshoffnungen.
Next Generation Lab
Als die Grünen 2001 ihr aktuelles Parteiprogramm beschlossen, war Nina Tomaselli 15. Es sei an der Zeit, Partei und Programm in die Gegenwart zu bringen, sagte sich die studierte Volkswirtin, als es mit den Bundesgrünen bergab ging. Sie gründete mit Parteijungen das Next Generation Lab.
Die Feldkircherin ist seit neun Jahren in der Kommunal- und Landespolitik aktiv, seit 2014 im Landtag. Ihre Themen sind Finanzen, Raumordnung und Wohnbau. Die Schnell- und Vielrednerin eckt immer wieder beim schwarzen Regierungspartner an, ist sie doch eine der wenigen in der Grünen-Fraktion, die trotz Regierungsbeteiligung Kritik am Seniorpartner übt. Die Vorarlberger Grünen erhoffen sich durch Tomasellis neue Rolle Rückenwind für die Landtagswahl im Herbst._
Kein Hinterbänkler
Stefan Kaineder hat aktuell einen innerparteilichen Lauf. Der gebürtige Kirchschlager kommt zwar aus einem klassischen ÖVP-Haushalt – der Opa war Bürgermeister in der Heimatgemeinde –, sitzt aber seit Oktober 2015 für die Grünen im Landtag. Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit aufgefallen ist der studierte Theologe bereits im Jahr 2013. Es galt den grünen Landesprechersessel neu zu besetzen – und der damals noch völlig unbekannte grüne Gemeinderat aus Dietach trat in den Ring gegen Maria Buchmayr.
Kaineder unterlag mit 44,71 zu 55,29 Prozent nur knapp, der Chefsessel in Oberösterreich scheint Jahre später dennoch in Reichweite: Buchmayr wird bei der Wahl im April nicht mehr antreten – Kaineder gilt als haushoher Favorit. Sein persönliches Ziel dürfte der gern als "Öko-James-Dean" bezeichnete 34-Jährige damit erreicht haben: Er sei nämlich "nicht in die Politik gegangen, um auf der Hinterbank zu versauern". (Jutta Berger, Markus Rohrhofer, 1.2.2019)