Sergej Polunin 2017 bei einer Aufführung in London. Das Putin-Tattoo auf der oberen Brust gab es damals noch nicht.

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München – Der 29-jährige gebürtige Ukrainer Sergej Polunin ist ein gefragter Mann – nicht nur auf den renommiertesten Ballettbühnen der Welt, sondern bis hinein in die kommerzielle Popkultur: So tanzt er etwa in dem mit 22 Millionen Youtube-Views enorm erfolgreichen Video von Künstler David LaChapelle zu Hoziers "Take Me to Church".

David LaChapelle Studio

Nun aber regt sich Unmut über die politische Einstellung Polunins. Konkret entzündet sich das an dessen fragwürdigen Tattoos und Social-Media-Postings: Auf seiner Brust gleich unter dem Kinn trägt er ein Porträt Wladimir Putins, auf der Schulter eines seines Mentors Igor Zelensky, des aktuellen Direktors des Bayerischen Staatsballetts. Auf seinem Bauch prangt großflächig ein sogenanntes Kolovrat-Symbol, ein achtgliedriges Hakenkreuz oder Sonnenrad, das häufig bei Rechtsextremen Verwendung findet und auch panslawistische Vorstellungen symbolisiert.

Sexismusvorwürfe

Polunin, der mittlerweile russischer Staatsbürger sein soll, macht auch in Social-Media-Postings kein Hehl aus seiner Putin-Verehrung: So postete er sein Putin-Tattoo auf Instagram (mittlerweile wurde der Account temporär ruhend gestellt), Ende 2018 verstörte er mit einem Posting mit dem Wortlaut: "Frauen versuchen jetzt Männerrollen zu übernehmen, weil ihr sie nicht fickt, weil ihr peinlich seid."

Das Pariser Ballett kündigte daraufhin geplante Engagements des Tänzers auf. Am Bayerischen Staatsballett, wo Polunin in gleich zwei Produktionen zu sehen ist, hält man weiter zu ihm: Sein dortiger Förderer Zelensky beruft sich auf die freie Meinungsäußerung und beteuert, dass Polunin, den er sehr gut kenne, keine homophoben oder rassistischen Ansichten vertrete. Zudem diskutiere man das Thema gerade intensiv im Ensemble. Polunin selbst erklärte die Bedeutung seiner Tattoos in einem Facebook-Posting. Auf Wladimir Putin ging er dabei nicht ein.

Der Fall ruft auch Erinnerungen an den Skandal um den russischen Bassbariton Jewgeni Nikitin wach. Dieser war 2012 von seinem Engagement bei den Bayreuther Festspielen zurückgetreten, nachdem ältere Videoaufnahmen von ihm bekannt geworden waren, auf denen er mit einem Hakenkreuz-Tattoo zu sehen ist. Das Tattoo hatte er 2012 bereits überstochen. (stew, 1.2.2019)