Das Palais Esterházy in der Wiener Wallnerstraße wurde um 24 Millionen Euro verkauft. Daraus wurde die Esterházy'chen Esterházys abgefunden, sagt man in Eisenstadt

Foto: heribert Corn

Der Streit zwischen den Familien Esterházy und Ottrubay um das Esterházy'sche Vermögen ist nicht nur eine mit viel Leidenschaft geführte Erbfolge-Auseinandersetzung, sondern auch ein Aufeinanderprallen alter und moderner Welt. In der Person des Erblassers, des 1989 in Zürich verstorbenen Paul V. Esterházy, waren beide noch halbwegs vereint. Er war der letzte Regent – Majoratsherr – des Hauses Esterházy nach dem am Ende des 17. Jahrhunderts eingerichteten Fideikommisses.

Keine Salami

Dieses Erbschaftsinstrument – dazu gedacht, große Grundvermögen über Generationen ungeteilt zu erhalten – wurde 1938 abgeschafft. Nach dem Krieg hat man es dabei belassen. Erst mit dem Privatstiftungsrecht von 1993 wurde eine ähnliche Form der Erbtreuhandschaft ermöglicht. Ermöglicht auch, dass der testamentarische Auftrag Pauls ("Suche nach einer juridischen Lösung, dass es keine Salami wird") an seine Witwe, die 1920 geborene Melinda Ottrubay, umgesetzt werden konnte.

Es wurden also ab 1994 vier Stiftungen eingerichtet, in die das immer noch riesige österreichische Vermögen – 44.000 Hektar burgenländischen Bodens mit entsprechender Bewirtschaftung, zahlreiche wertvolle Immobilien – eingebracht wurde. Und zwar ausdrücklich, so sagt es die Familie Esterházy, unter dem später dann aus den Urkunden gestrichenen Verweis auf das ursprüngliche "Fideikommiss Primogentur", also die ausschließliche Erbberechtigung des ältesten männlichen Nachkommen.

"Neu über Willensbildung nachdenken"

Treuhändischer Nutznießer wäre demnach der Sohn von Pauls Bruder Anton, Anton II. Esterházy. Dessen 32-jähriger Sohn Paul-Anton ist nunmehr Familiensprecher, und als solcher lässt er kein gutes Haar an Stefan Ottrubay. Der Neffe der 2014 in Eisenstadt verstorbenen Melinda ist Chef der operativen Dachgesellschaft der Stiftungen, der Esterházy Betriebe GmbH. Der Vorwurf, so Paul Anton in einem Profil-Interview: Erbschleicherei. Nach den "Ereignissen der letzten Woche", in der die Mutter von Stefan Ottrubay spektakulärst heimgefahren wurde aus Eisenstadt, wo auch die Erbtante ihre letzten Jahre verbracht hatte, müsse man wohl "neu über die Willensbildung von Melinda Esterházy und den Einfluss auf ihre Willensbildung nachdenken".

In mehreren Streitsachen hat man schon vor Gericht über das Verhältnis zwischen den zwei Familien nachgedacht. Die Konstruktion der Stiftungen – mittlerweile acht in Österreich, die ein Vermögen von einer runden Milliarde überdachen – sei rechtens, wurde achtmal entschieden. Ein neuntes Verfahren steht kurz vorm Urteil. Stefan Ottrubay unlängst im Kurier: "Paul-Anton behauptet mit Verweis auf einen Stiftungsbrief von 1688, dass ihm Burg Forchtenstein gehört."

Rechtsgeschichte

Das wird juristisch durchaus spannend. Die Ottrubay'schen Esterházy führen nämlich gerade einen Rechtsstreit mit Ungarn über den sogenannten Forchtensteiner Schatz, 260 wertvollste Kunstgegenstände, die vor genau 100 Jahren während der Räteherrschaft des Béla Kun nach Budapest gebracht wurden. Das Esterházy-Argument ist ein Leihvertrag aus den 1920er-Jahren. Wie weit also reicht die Verbindlichkeit von Rechtsregeln zurück? Bis 1920? Oder doch bis 1688?

"Entscheiden die Gerichte in meinem Sinne", so Paul-Anton zur Burgenländischen Volkszeitung, "wäre die Position der Esterházys im Burgenland wiederhergestellt, und die Familie könnte wieder ihre Verantwortung übernehmen und alle Betriebe auch wieder selbst direkt führen."

Der "modernere" Stefan Ottrubay, der das Esterházy-Imperium seit 2001 weniger als Domäne denn als Konzern führt, hält recht scharf dagegen: "Wenn man die alte Adelswelt leben will, soll man es privat machen oder nach Wien gehen. Die Touristen suchen nach Sisi und Kaiser Franz Joseph."

24 Millionen für das Palais Esterházy

Zumal die Esterházy'schen Esterházys ohnehin schon großzügig abgefunden worden seien. 1990 wurde das Palais Esterházy in der Wiener Wallnerstraße um 24 Millionen Euro verkauft. Daraus sei die Familie bedacht worden.

Mehr, so Stefan Ottrubay, gebe es nicht: "Paul-Anton möge sich wie jeder andere in den Arbeitsprozess integrieren, dann wird er keine Probleme haben, seinen Lebensunterhalt gut bestreiten zu können." Die Stiftungen aber, die gehörten niemandem. Nur – fideikommissarisch quasi – sich selbst. (Wolfgang Weisgram, 2.2.2019)