Babys unter sechs Monaten können nicht gegen Masern geimpft werden. Durch den Gemeinschaftsschutz sollen sie dennoch gesund bleiben.

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Wien/Graz – Ein Masernfall in Wien, vier in Tirol, sieben in Salzburg, 13 in der Steiermark und Uneinigkeit, was die Impfpflicht angeht – so fassen die Gesundheitsbeauftragten der Bundesländer am Freitag die Situation zusammen. Während in den meisten Bundesländern die zuständigen Stadt- oder Landesräte eine Impfpflicht ablehnen, ist man in Oberösterreich und in der Steiermark offener. Die Landeshauptmann-Stellvertreterin in Oberösterreich, Christine Haberlander (ÖVP), will die Maßnahme "zumindest überdenken", der steirische Gesundheitslandesrat Christoph Drexler (ÖVP) sieht die verpflichtende Aufnahme der Masernimpfung in den Mutter-Kind-Pass als geeignetes Mittel.

Karl Stöger vom Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Universität Graz hält eine Impfpflicht für rechtlich möglich, eine so gefährliche Krankheit "rechtfertigt es aus verfassungsrechtlicher Sicht, dass man in die Grundrechte der Menschen eingreift", sagte er am Freitag im ORF-Radio. Die Ärztekammer ruft währenddessen dazu auf, den Impfstatus zu überprüfen und "Impflücken umgehend zu schließen". Um auch diejenigen vor Masern zu schützen, die selbst nicht geimpft werden können, ist eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent notwendig. 2017 lag diese bei der notwendigen zweiten Impfdosis nur bei 81 Prozent.

Impfungen in Graz verzehnfacht

In der Steiermark meldete die Grazer Impfstelle für Donnerstag und Freitag einen großen Andrang. "Die Schulimpfaktion ist voll angelaufen, und das Impfteam war am Freitag bereits in der ersten Schule", freute sich Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ). "Vernunft und Solidarität sind stärker als die Impfgegner-Mythen." Die konkreten Zahlen: In der Woche von 14. bis 18. Jänner wurden insgesamt 31 Impfungen in der städtischen Stelle verabreicht. Von 28. Jänner bis 1. Februar 10 Uhr waren es zusammengerechnet 302. Das entspricht zumindest einer Verzehnfachung.

DER STANDARD

Die steirische Landessanitätsdirektion macht sich derweil auf die Suche nach dem Genstamm der österreichischen Masernstämme. Sowohl bei den Fällen in Salzburg als auch in der Steiermark führt die Spur in die Ukraine. Das Virus könnte von Touristen ins Land gebracht worden sein. Anfang Jänner war in Tirol ein ukrainisches Urlauberkind an Masern erkrankt.

Sechs der sieben Erkrankungen in Salzburg traten innerhalb eines Familienverbandes auf. Einer davon dürfte auch den 15-Jährigen, der am 11. Jänner in die Grazer Kinderklinik-Ambulanz gekommen war, angesteckt haben: Er war auf Skiurlaub in Zell am See.

Die Eltern eines jeden Säuglings, der Kontakt zu einem mit Masern Infizierten hatte, sollten jedenfalls einen Arzt aufsuchen, betonte Thomas Müller, Leiter der Innsbrucker Kinderklinik. (red, 1.2.2019)