Tonnenweise verdorbenes Fleisch geriet von einem polnischen Schlachthof in mindestens 13 EU-Länder.

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Der betroffene Schlachthof "Elkopol", in dem heimlich kranke Tiere geschlachtet wurden, ist inzwischen gesperrt.

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Warschau/Brüssel – Die EU-Kommission hat wegen eines Fleischskandals auf einem inzwischen gesperrten Schlachthof in Polen Ermittlungen eingeleitet. Kontrolleure sollten am Montag nach Polen reisen, um die Situation zu analysieren, erklärte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde am Freitag. Etwa 9,5 Tonnen Fleisch seien in Umlauf gelangt, ein Drittel davon ins EU-Ausland.

Ein Gesundheitsrisiko besteht nach Angaben der Behörden nicht. Das Fleisch werde zurückverfolgt und vom Markt genommen. Mindestens 13 Länder sind betroffen, Österreich wurde nicht genannt. Laut EU-Kommission sind nach bisherigem Stand außer Polen auch Deutschland, Frankreich, Spanien, Estland, Finnland, Ungarn, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei, Schweden, Tschechien und Portugal betroffen. Das Ausmaß ist noch nicht vollends klar, hieß es.

Kranke Tiere geschlachtet

Hintergrund ist ein Bericht des polnischen Nachrichtensenders TVN24 über skandalöse Praktiken in einem Schlachthaus in der Woiwodschaft Masowien. Dort sollen kranke Tiere heimlich geschlachtet worden sein. Ein Reporter hatte sich bei der Firma als Arbeiter eingeschleust.

Der Leiter des polnischen Hauptveterinäramts, Pawel Niemczuk, bestätigte die rechtswidrigen Praktiken: "Das war ein illegales Prozedere in der Nacht, als es keine Veterinäraufsicht gab." Die Behörden nehmen das Fleisch und die Produkte vom Markt, schlossen eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen jedoch aus. Das Fleisch und daraus erzeugte Produkte könnten verzehrt werden, teilten Veterinär- und Sanitäramt nach Untersuchungen mit. Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski sprach von einem Einzelfall. Dieser Betrug schade dem Ruf polnischer Lebensmittel enorm, kritisierte er. Warschau kündigte als Reaktion verschärfte Kontrollen von Schlachtbetrieben an.

In slowakischen Schulküchen

Nach Frankreich sind laut Landwirtschaftsminister Didier Guillaume rund 800 Kilogramm verdorbenes Fleisch gelangt, 150 Kilo davon wurden im Handel verkauft.

In der Slowakei sind mindestens 300 Kilogramm Rindfleisch offenbar in den Handel und sogar in Schulküchen gelangt, hieß es aus dem Agrarministerium in Bratislava. Regierungschef Peter Pellegrini richtete eine Videobotschaft an alle Schulleiter der Slowakei, in ihren Schulküchen kein Importfleisch mehr zu erlauben. (APA, 1.2.2019)