Möglicherweise lässt sich an der Zunge ablesen, ob es der Bauchspeicheldrüse gut geht.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Bauchspeicheldrüsenkrebs bildet rasch Metastasen und wird meist spät diagnostiziert. Er zählt zu den aggressivsten Tumoren, die Zehn-Jahre-Überlebensrate liegt bei nur einem Prozent. Ein Ansatz, um die Behandlungserfolge zu steigern, liegt in der Früherkennung. Forscher der Zhejiang-Universität (ZJU) in China haben nun eine Möglichkeit gefunden, mit dem sich das Pankreaskarzinom vielleicht frühzeitig diagnostizieren lässt. Sie verglichen das Mikrobiom des Zungenmantels und stellten bei dessen Zusammensetzung erhebliche Unterschiede zwischen gesunden Menschen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs fest.

Bereits in früheren Studien konnten messbare Veränderungen in der Bakterienbesiedlung im Speichel, im Darm und auch im Stuhl von Pankreaskrebspatienten im Vergleich zu gesunden Personen festgestellt werden. In der ersten Analyse zur Charakterisierung des Zungenmantelmikrobioms untersuchten die Wissenschafter nun 30 Betroffene im Frühstadium – mit einem Tumor im "Kopfbereich" des Pankreas – und 25 gesunde Menschen. Alle Probanden waren zwischen 45 und 65 Jahre alt, hatten keine Krankheiten des Mundraums oder der Zähne. Andere Einflussfaktoren wie etwa eine Antibiotikatherapie innerhalb der vergangenen drei Monate konnten ebenfalls ausgeschlossen werden.

Vier Bakterienarten machen den Unterschied

Die Vielfalt des Zungenmikrobioms bestimmten die Forscher über die Methode der Gensequenzierung. Sie stellten fest, dass sich die Bakterienbesiedelung der Zunge von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs deutlich von jener bei gesunden Probanden unterschied. Allein über das Vorkommen von vier Bakterienarten ließen sich die Erkrankten charakterisieren: Sie hatten niedrige Konzentrationen von Haemophilus und Porphyromonas und eine hohe Dichte an Leptotrichia und Fusobacteriem.

Die Wissenschafter wollen ihre Beobachtungen nun in größeren Studien weiter untersuchen. "Das könnte den Weg für die Entwicklung neuer lebensrettender Marker zur Früherkennung dieser hochaggressiven Krankheit ebnen", hoffen die Studienautoren. Ihre These: Möglicherweise begünstigt die Immunantwort auf die Krankheitsentwicklung im Pankreas das Wachstum und die Verbreitung bestimmter Bakterien. Das könnte ein erster Schritt hin Richtung einer Mikrobiom-basierten Früherkennung des Bauchspeicheldrüsenkrebses sein, resümiert Studienleiter Lanjuan Li. (red, 7.2.2019)