Die Karikatur von Silvio Raos ist teil des Videos der K. & K. Kavallerie.

Foto: Silvio Raos

Dornbirn – Es gibt unterschiedliche Motive, um gegen die Asylpolitik von Türkis-Blau aufzutreten. Die drei "Baggerboys", in Vorarlberg bekannt für kritische Musikproduktionen zu landespolitischen Themen, erklären, warum sie sich mit "K. & K. Kavallerie" nun der Bundespolitik widmen.

Für den Bregenzerwälder Musiker und Kabarettisten Ulli Troy war die versuchte Abschiebung einer armenisch-iranischen Familie aus Sulzberg der Auslöser. "Dieses Dorf ist ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Und ausgerechnet dort wird eine Familie, die in Dorf- und Vereinsleben integriert ist, herausgerissen." Was Troy besonders aufregt: "Über all die Jahre, die diese Familie in Sulzberg gelebt hat, haben weder BFA noch Innenministerium nachgefragt, ob sie sich integrieren. Das hat die Behörde einfach nicht interessiert." Troys Schlussfolgerung: "Diese Regierung ist am humanitären Bleiberecht nicht interessiert."

Baggerboys

Wolfgang Verocai, Musiker und Lehrer, wurde mit den Folgen türkis-blauer Politik in seinem Lieblingslokal konfrontiert. "Auf einmal waren meine Lieblingskellner, zwei wunderbare junge Männer aus dem Irak, verschwunden." Kurz vor Lehrabschluss wurde der eine abgeschoben, der andere tauchte in einem anderen Land unter. Politik zu machen sei nicht Sache für Musiker, sagt Verocai, "aber Satire ist nun angebracht".

Stimmgewaltige Mitte der Baggerboys ist Blueslegende George Nussbaumer. Die zweite künstlerische Heimat des Bluespianisten ist das Kabarett. Er fühlte sich durch den Wunder-Sager von Präsidentschaftskandidat und aktuellem Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) inspiriert. "Wir erleben diese Wunder nun täglich. Und ich wundere mich, was man in diesem Land alles darf."

Von schwarzen Rössern und braunen Eseln

Ohrwurm des Videos ist der Kurz-und-Kickl-Marsch (Melodie Deutschmeister-Regimentsmarsch). Die Idee dazu hatte UIli Troy, als er aus den Medien erfuhr, dass Minister Kickl für seine Kavallerie noch Pferde fehlen und Karikaturisten die Ergänzung mit Eseln vorschlugen. So heißt es im Refrain des Liedes, das der Verständigung halber "im leicht Wienerisch angehauchten Dialekt" (Nussbaumer) gesungen wird: "Mir san vom K. & K. Kavall'rie-Regiment, schwoarze Ross und braune Esel, des hob'm mir."

Die Zeichnungen dazu lieferten die besten Karikaturisten österreichischer Zeitungen, darunter auch Oliver Schopf vom STANDARD. Filmemacher Kurt Gehring hauchte den Zeichnungen Leben ein.

Das Video ist spontane und ehrenamtliche Teamarbeit Kunstschaffender verschiedener Genres. So bläst das Sonus Brass Ensemble, ein renommiertes klassisches Bläserquintett mit hör- und sichtbarer Begeisterung, den Marsch dazu. Jazzer Rolf Aberer arrangierte, Tommi Schobel, Komponist von Filmmusik, rührte in Los Angeles die Trommel. "Weil ich in einem Land lebe, wo dieser ganze Wahnsinn, der nun auch in Österreich herrscht, angefangen hat", begründet Schobel via Skype aus L.A.

Für Kurt Gehring war das Video willkommene Gelegenheit, mehr zu tun, als auf Demos zu gehen. "Ich versuche einen kleinen Beitrag zur Änderung des Systems zu leisten." Er verfolgt nun mit Neugier, "ob das Video nun eines mehr auf Youtube ist, das man ein paar Wochen sharet oder ob es zu einem politischen Fall wird".

Das Video kann gratis heruntergeladen werden. Spenden an Pro Asyl Sulzberg oder Uns reicht's (die Organisationsplattform der Vorarlberger Sonntagsdemonstrationen) sind erwünscht. (Jutta Berger, 5.2.2019)