Vera Russwurm gehört seit ihrem Einstieg im Jahr 1979 als "Tritsch-Tratsch"-Girl zu den prägendsten Gesichtern des ORF – und zu den Gesichtern, die regelmäßig gute Quoten liefern. Das machte es für den Sender schwer, ihr Format "Vera. Das kommt in den besten Familien vor" gleich wegen Unvereinbarkeit mit Politik abzusetzen. Der Fall wird geprüft.

Allein schon aus hygienischen Gründen müsste Russwurm ihren Job als ORF-Moderatorin von selbst zurücklegen. Das wird sie nicht tun. Ihre Funktion als Gesundheitskoordinatorin im Gesundheitsministerium sei keine politische Tätigkeit, sagt sie. Das meint sie ernst.

Waren bereits ihre Moderation im Herbst 2018 bei einer ÖVP-Parteiveranstaltung und ihre Lobeshymne auf Kanzler Kurz Grenzüberschreitungen, so sollte der ORF jetzt die Notbremse ziehen. Entweder – oder. Nicht und.

Es spricht Russwurm niemand das Recht auf parteipolitisches Engagement ab. Warum auch? Nur: Mit der Präsentation einer regelmäßigen Sendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist es inkompatibel. Hier müsste auch der ORF-Verhaltenskodex nachgeschärft werden.

Da spielt es auch keine Rolle, dass Russwurm keine ORF-Angestellte ist und ihr Format der Unterhaltungs- und nicht der Informationsschiene zugerechnet wird, wo Äquidistanz zu allen Parteien geboten ist. Sie repräsentiert den ORF. Ihr Dienstverhältnis ist den Zusehern egal. (Oliver Mark, 5.2.2019)