Die ikonische "Blue Marble"-Aufnahme stammt vom 7. Dezember 1972. Künftig dürfte unser Planet etwas blauer werden.
Foto: Nasa

1972 schoss der US-Astronaut Harrison Schmitt, Besatzungsmitglied der Apollo-17-Mondmission, fünf Stunden nach dem Start mit einer 70-Millimeter-Hasselblad-Mittelformatkamera ein Bild von der Erde aus einer Distanz von rund 45.000 Kilometern. Die Aufnahme ging unter der Bezeichnung "Blue Marble" in die Geschichte ein, weil sie unseren Heimatplaneten außerordentlich prachtvoll ins Bild setzte. Dass die Erde vom All aus wie eine weiß marmorierte blaue Murmel erscheint, zeigten allerdings schon frühere Apollo-Aufnahmen vom Mond aus.

Veränderte Planktonzusammensetzung

Nun stellt sich heraus, dass der Einfluss der Menschheit diesen Anblick der Erde vom Weltraum aus allmählich verändert: Steigende Temperaturen machen unseren Planeten offenbar immer blauer. Wissenschafter vermuten, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten sogar noch verstärken wird. Das Team um Stephanie Dutkiewicz vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, identifizierte die Ursache dafür in einer veränderten Zusammensetzung des Phytoplanktons nahe der Meeresoberfläche rund um den Globus.

Algen, Mikroorganismen und Cyanobakterien verwandeln Sonnenlicht in chemische Energie und verbrauchen dabei Kohlendioxid und Nährstoffe. Damit stehen sie am untersten Ende der marinen Nahrungskette. Darüber hinaus spielen sie eine bedeutende Rolle dabei, wie wir die Ozeane wahrnehmen: Je mehr Phytoplankton sich im Meer tummelt, desto grüner erscheint es.

Algenblüte im Südlichen Ozean. Veränderungen in der Planktonzusammensetzung dürfte die Farbe einiger Meeresregionen nachhaltig verändern.
Foto: Nasa

Signifikanter Farbwechsel

Nachdem bereits frühere Studien nachgewiesen haben, dass der Kimawandel durch Strömungsveränderungen in den Ozeanen und der damit verbundenen Umverteilung von Nährstoffen zu einem Schwund an Phytoplankton führt, haben sich Dutkiewicz und ihre Kollegen die Auswirkungen dieser Entwicklung genauer angesehen. Die nun im Fachjournal "Nature Communications" präsentierten Ergebnisse lassen künftig auf einen umfassenden Farbwechsel schließen.

"Wir konnten eindeutig nachweisen, dass sich die Farbe der Meere weiter verändern wird", sagt Dutkiewicz. "Zunächst wird dies vielleicht nicht mit freiem Auge wahrnehmbar sein, Sensoren werden die Veränderungen aber ziemlich sicher erkennen können." Die Untersuchungen basieren auf Satellitenmessungen der Menge jenes Lichts, das von Phytoplankton reflektiert wird. Die Modelle der Forscher weisen darauf hin, dass sich signifikante Farbveränderungen in einigen Regionen der Erde wahrscheinlich schon recht bald zeigen werden. Am schnellsten erkannbar wird dies demnach im Nordatlantik und, etwas später, im Südlichen Ozean sein.

Warnsignal

Die Wissenschafter betonen, dass es sich bei dem Phänomen um ein wichtiges Warnsignal handelt: Selbst wenn es gelingen sollte, die Erderwärmung auf 3 Grad Celsius einzubremsen, was nahe an dem im Pariser Abkommen vereinbarten Wert liegt, dürfte sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts der Farbton in 50 Prozent der Ozeanoberfläche verändert haben. (tberg, 6.2.2019)