In neugebauten Wohnungen, wie hier am Wiener Donaukanal, ist die Miete oft teuer.

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Wien – Junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen laut den Ergebnissen der AK-Studie einen erheblichen Teil ihres Haushaltseinkommens für die Mietkosten aufwenden. Laut einer vom Institut für empirische Sozialforschung (Ifes) im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführten Umfrage unter 500 Wienern bis 35 Jahre war es für 60 Prozent schwierig, eine passende Wohnung zu bekommen.

Ifes befragte 503 Menschen, die in den letzten fünf Jahren eine Wohnung in Wien neu angemietet oder einen Mietvertrag verlängert haben. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen der Befragten lag gerundet bei 2.800 Euro netto, die Durchschnittsgröße der Wohnungen bei 72 Quadratmetern. 59 Prozent der angemieteten Wohnungen waren in Gemeinde- oder Genossenschaftsbauten. Die restlichen 41 Prozent sind auf den privaten Wohnungsmarkt entfallen. Davon lag wiederum nur ein Drittel der Wohnungen im Altbau, in dem der Richtwert gilt. Mieterinnen und Mieter im Altbau sind dadurch besonders geschützt.

Privat oder gemeinnützig – der Unterschied ist groß

Die Situation für junge Mieterinnen und Mieter unterscheidet sich je nach Mietform erheblich. Während im Altbau eine Wohnung durchschnittlich 790 Euro pro Monat "kalt" kostet, sind es im Gemeindebau mit 540 Euro ganze 32 Prozent weniger. Genossenschaftswohnungen sind mit 600 Euro etwa 25 Prozent billiger als Privatwohnungen. Für die Lebensrealität der Mietenden heißt das, in Privatwohnungen entfallen durchschnittlich 33 Prozent des Haushaltseinkommens auf die Miete, bei Genossenschafts- und Gemeindebauwohnungen immer noch 27,8 Prozent.

Bei Niedrigverdienern mit einem Haushaltseinkommen bis 1.800 Euro fällt die Bilanz noch drastischer aus. Sie verwenden im Schnitt 46,6 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete – und das betrifft alle Mietformen.

Mieter zahlen in Privatwohnungen 32 Prozent mehr als im Gemeindebau (linke Grafik); Niedrigverdiener wenden 47 Prozent ihres Haushaltseinkommen für die Miete auf (Grafik rechts).
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Im Fokus der Studie stand zudem die Befristung von Mietverträgen. Auch hier trifft es Mietende im privaten Segment. 64 Prozent der Mietverträge in Privatwohnungen sind lediglich befristet. Die Dauer der Befristung sank von durchschnittlich fünf Jahre im Jahr 2003 auf aktuell nur noch 4,4 Jahre. 72 Prozent der Befragten gaben an, die passende Wohnung ausschließlich mit befristetem Mietvertrag bekommen zu haben.

Bei privaten Wohnungen im Altbau spielt die Maklerprovision für junge Arbeitende eine große Rolle. 70 Prozent der Betroffenen sagten, dass sie vom Makler nicht über die Mietzinsbegrenzung im Altbau informiert wurden. Der Anteil der von Mietenden zur Überprüfung gegebenen Mietverträge stieg im Vergleich zum Jahr 2013 trotzdem um vier Prozent auf insgesamt 21 Prozent.

Arbeiterkammer reagiert mit Fünf-Punkte-Programm

Für AK-Präsidentin Renate Anderl ist diese Bilanz "ernüchternd". Sie will auf die sich verschärfende Situation am Wohnungsmarkt mit einem Fünf-Punkte-Programm reagieren. Inhalt dieses Programms der AK ist unter anderem ein Wohnbonus. Dieser könnte Teil der Steuerreform 2019 werden, so der Vorschlag der Arbeiterkammer. Arbeitnehmer sollen zehn Prozent der Wohnkosten von der Einkommenssteuer absetzen können, maximal jedoch 500 Euro. Ab einem Jahreseinkommen von 90.000 Euro entfällt der Bonus. Ab Mitte Februar bietet die Arbeiterkammer zudem eine Hotline für Wohnrechtsberatung an.

Mit ihrem Entlastungsprogramm hätte die AK ihre Vorschläge dargelegt und fordert die Bundesregierung auf, "sich für junge Menschen und junge Familien starkzumachen und den Entwicklungen am Wohnungsmarkt entgegenzusteuern", sagte AK-Präsidentin Anderl.

Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt sind österreichweiter Trend

Zwar orientiert sich die vorgestellte Studie ausschließlich am Wohnungsmarkt in Wien, ähnliche Entwicklungen gibt es aber in ganz Österreich. 2018 präsentierte die AK eine Analyse des Mikrozensus der Statistik Austria für Österreich, in der sich die Schere zwischen privatem und gemeinnützigem Wohnungsmarkt ebenso abbildete. Auch wurden große Mietverteuerungen für ganz Österreich ermittelt.

"Makler taugen nicht als bequeme Zielscheibe in der Mietdiskussion" kritisierte Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Wiener Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKW, promt die neuen Studie der Arbeiterkammer. Makler trügen auch zum Mieterschutz bei, so Pisecky. Deshalb sei es auch abzulehnen, dass die Maklergebühren nur vom Auftraggeber getragen werden – in den meisten Fällen ist das der Vermieter. In Deutschland gilt diese Regelung allerdings bereits seit 2017.

Wenig überraschend sieht sich zudem die FPÖ in ihrer Politik bestätigt. Wiens FPÖ-Landesparteiobmann Johann Gudenus sieht die Studie als Bestätigung für die Verfehlungen vom jetzigen SPÖ-Bürgermeisters Michael Ludwig als Wohnbaustadtrat. (jugi, 6.2.2019)

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