Die lang erwartete Konsolidierung des Schweizer Telekommarkts nimmt mit einem möglichen Zusammenschluss von Sunrise und dem Kabelnetzbetreiber UPC konkrete Formen an. Sunrise bestätigte in der Nacht auf Mittwoch Gespräche über eine Übernahme von UPC Schweiz. Allerdings sei es noch zu früh um abzuschätzen, ob es tatsächlich zu einem Deal kommen werde. Ende 2017 wurde in Österreich UPC von T-Mobile Austria für 1,9 Mrd. Euro übernommen.

Bei einer Fusion der beiden Firmen in der Schweiz würde ein Anbieter entstehen, der dem immer noch deutlich größeren Marktführer Swisscom besser Paroli bieten kann. Experten zufolge könnte UPC 6 bis 7 Mrd. Franken (5,25 bis 6,1 Mrd. Euro) wert sein.

Schon lange im Gespräch

Über Zusammenschlüsse am Schweizer Telekommarkt, der von der im Staatsbesitz stehenden Swisscom beherrscht wird, wird seit Jahren spekuliert. Der frühere Monopolist kontrolliert der Aufsichtsbehörde ComCom zufolge 58 Prozent des Mobilfunkmarkts, gefolgt von Sunrise mit 25 Prozent und der vom französischen Unternehmer Xavier Niel kontrollierten Firma Salt mit 17 Prozent.

Mit einer Übernahme von UPC würde Sunrise vor allem im Breitband- und Festnetzgeschäft Boden auf Swisscom gutmachen, die dort auf 50 Prozent Marktanteil kommt. Auf Sunrise und UPC entfallen zehn beziehungsweise 19 Prozent. Telekomanbieter versuchen zunehmend, ihren Kunden Pakete aus Mobilfunk-, Internet- und Festnetzdiensten zu verkaufen. UPC ist zwar auch mit einem Mobilfunkangebot am Markt, verfügt jedoch über kein eigenes Netz.

Liberty Global schweigt

Der UPC-Eigentümer Liberty Global wollte sich nicht weiter zu den Gesprächen äußern. "Wir nehmen die Medienmitteilung von Sunrise zur Kenntnis", sagte ein Sprecher lediglich. Aus anderen europäischen Märkten hat sich die Firma bereits zurückgezogen: Das Österreich-Geschäft ging an die Deutsche Telekom. Die Aktivitäten in Deutschland, Tschechien, Ungarn und Rumänien will Liberty Global an Vodafone verkaufen – hat dafür bis jetzt aber noch kein grünes Licht der Wettbewerbshüter erhalten. Ein Ausstieg aus der Schweiz würde also ins Bild passen.

An der Börse kamen die Pläne gut an: Die Sunrise-Aktien legten 2,1 Prozent zu. Die Experten der Privatbank Vontobel bezeichneten die strategische Logik des geplanten Zusammenschlusses als überzeugend. Die Swisscom-Aktien notierten kaum verändert.

Freenet wartet ab

Bei einer möglichen Übernahme hat auch der größte Sunrise-Aktionär Freenet ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Der deutsche Konzern kontrolliert knapp ein Viertel der Sunrise-Aktien. Grundsätzlich sei Freenet für alles offen und warte zunächst ab, sagte Finanzvorstand Ingo Arnold der "Börsen-Zeitung". Ob Freenet eine Übernahme von UPC unterstützte, sei von den Rahmenbedingungen abhängig.

"Wenn sich unsere Position verbessert, sind wir gesprächsbereit. Ein zusätzliches finanzielles Engagement kann ich mir zurzeit jedoch nicht vorstellen", sagte Arnold. Die Struktur der neuen Firma müsse Freenet einen Ausstieg ermöglichen. Freenet könne sich etwa vorstellen, seinen Anteil an Sunrise als Paket oder in einzelnen Schritten zu verkaufen. (APA, 06.02.2019)