Neben der "konjunkturellen Eintrübung" erklärt die Voest den Gewinneinbruch auch mit "internen Einmaleffekten".

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Wien/Linz – Der Stahlkonzern Voestalpine rechnet damit, dass das Bundeskartellamt womöglich noch vor dem Sommer sein Stahlverfahren abschließt. Es gebe Indikationen, dass die Behörde im ersten Halbjahr entscheide, sagte Vorstandschef Wolfgang Eder am Donnerstag während einer Telefonkonferenz. Voestalpine hat wie auch Thyssenkrupp haben Rückstellungen für ein etwaiges Bußgeld gebildet. Zur Höhe wollte sich Eder nicht äußern.

Die Ermittler hatten im September 2017 Geschäftsräume von Voestelpine durchsucht. In dem Verfahren, das sich gegen mehrere Hersteller richtet, geht es um dem Verdacht kartellrechtswidriger Absprachen. Kartellamts-Chef Andreas Mundt wollte sich am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Bonn nicht zum Stand des Stahlkartellverfahrens äußern.

Gewinneinbruch

Auch geschäftlich lief es für den Linzer Stahlkonzern alles andere als rund. In den ersten drei Quartalen hat Voestalpine ihren Gewinn gegenüber der Vorjahresperiode halbiert. Unter dem Strich blieb ein Ergebnis von 275,7 Millionen Euro (Vorjahr: 555,9 Millionen Euro), wie der Stahlkonzern am Donnerstag bekanntgab. Im Sommer belastete die umfassende Erneuerung eines Großhochofens in Linz, im Herbst kam es zu Betriebsstillständen im US-Werk in Texas.

"Während es gelungen ist die Umsatzerlöse in den ersten drei Quartalen 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr weiter zu erhöhen, spiegelt die schwächere Ergebnisentwicklung neben der konjunkturellen Eintrübung auch die Auswirkungen negativer interner Einmaleffekte wider", teilte Konzernchef Wolfgang Eder mit.

Unwetter und Rückstellungen

Neben der Hochofenreparatur und teils unwetterbedingten Produktionseinstellungen im HBI-Werk im texanischen Corpus Christi ist die Voestalpine in Deutschland mit schwerwiegenden Kartellvorwürfen im Bereich Grobbleche konfrontiert und musste entsprechend hohe Rückstellungen bilden. Daneben drückten "signifikant höhere Hochlaufkosten" am US-Automotive-Standort Cartersville und "eine damit verbundene Rückstellung aufgrund externer Auftragsverlagerungen" auf den Gewinn.

Auch die Konjunktur spielt der Voestalpine nicht mehr in die Hände. Nach einer "soliden wirtschaftlichen Entwicklung" im ersten Geschäftshalbjahr hätten sich die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im dritten Quartal "eingetrübt". Die Energie- und Rohstoffpreise seien gestiegen. Der Konzern hat zudem Auswirkungen der globalen Handelskonflikte laut Eigenangaben erstmals deutlich zu spüren bekommen. Hinzu kommt "die zunehmende Eskalation um den EU-Ausstieg Großbritanniens".

Umsatz und Mitarbeiterzahl gestiegen

All die genannten Faktoren schlagen jedenfalls deutlich zu Buche: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging der Gewinn (EBITDA) des Konzerns im Neunmonatszeitraum von 1,4 auf 1,1 Milliarden Euro um 21,4 Prozent zurück. Der Betriebsgewinn (Ebit) verringerte sich von 835 auf 526 Millionen Euro um 37 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) sackte von 2,95 auf 1,40 Euro ab. Gestiegen sind dafür der Umsatz und der Personalstand. Die Verkaufserlöse erhöhten sich um 5,2 Prozent auf 9,95 Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter (per Ende Dezember 2018) wurde um 1,6 Prozent auf weltweit 51.472 ausgeweitet.

Den Ergebnisausblick für das gesamte Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März) hat die Voestalpine Mitte Jänner (nach einer ersten Gewinnwarnung im Herbst) erneut zurückgestutzt – statt eines operativen Gewinns (Ebit) in Höhe von knapp 1 Milliarden Euro sei nun nur noch mit 750 Millionen Euro zu rechnen. Ursprünglich war der Konzern von 1,18 Milliarden Euro ausgegangen. (Reuters, APA, 7.2.2019)