Der Muckefuck der Herzen: Rosamunde Pilcher dichtete sich mit großem Geschick hinein ins Gemüt von Lieschen Müller und Co.

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Die Masse ihrer Verehrer bestand nicht so sehr aus Leserinnen und Lesern, sondern aus Fernsehkonsumenten: Die ZDF-Verfilmungen von Rosamunde Pilchers dick mit honiggelbem englischen Sonnenlicht bestrahlten Schicksalsromanen versammelten ein Millionenpublikum vor den Fernsehgeräten.

Unter den Titeln wie "Sommer am Meer" oder "Stunden der Entscheidung" konnte man Vertreter der Upperclass – meistens Ärzte oder Rosenzüchter oder beides in einem – beim Schlichten temporärer Liebeshändel mehr oder minder ergriffen zusehen.

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In der Literatur von Rosamunde Pilcher waren ausschließlich gute, segenspendende Kräfte am Werk. Mit ein Grund dafür, dass sich häufig die sozial Benachteiligten an den Liebesschnulzen, die bevorzugt vor aufgerauter See spielten und von den malerischen Kulissen Cornwalls oder Schottlands profitierten, mit großem Behagen sattlasen.

Tochter eines Kolonialoffiziers

Bis 1965 schrieb die Tochter eines in Burma dienenden Offiziers unter dem Pseudonym Jane Fraser. Im Jahr 1946 heiratete die Autorin den Textilunternehmer Graham Pilcher und zog mit ihm in den Ort Longforgan bei Dundee in Schottland, wo sie seither wohnte.

Den Durchbruch feierte die Pilcher bemerkenswert spät mit der Familiensaga "The Shell Seekers" (1987). In deutscher Übersetzung wanderte das Werk prompt 1,7 Millionen Mal über die Ladentische. Ihre über 60 Millionen weltweit verkauften Bücher haben Pilcher zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Mit dem 2000 erschienenen Roman "Wintersonne" beendete sie ihre schriftstellerische Laufbahn.

Im Jahr 2002 wurde Pilcher der Titel eines "Officer of the Order of the British Empire" verliehen. Am 7. Juni 2012 gab Pilcher mit 87 Jahren bekannt, dass sie zur Gänze mit dem Schreiben aufhöre, weil sie sich zu alt fühle, um weiterzuarbeiten. Nun ist die Königin der Trivialliteratur 94-jährig gestorben. (Ronald Pohl, 7.2.2019)