Der Tuberkulose-Erreger wird mehr und mehr immun gegen Medikamente. Bei Tests in Entwicklungsländern werden solche Resistenzen oft nicht erkannt und Erkrankte erhalten die falsche Behandlung, wie eine Studie zeigt. Die Folge sind mehr Todesfälle.

Forschende der Universität Bern haben mit Kollegen untersucht, wie gut die in Entwicklungsländern durchgeführte Diagnostik medikamentenresistente Tuberkulose erkennt. Sie verglichen die Ergebnisse der Tests an Ort und Stelle mit Analysen der gleichen Patientenproben in der Schweiz und kamen zu dem Schluss: Die in Entwicklungsländern durchgeführten Tests sind ungenügend, führen zu falscher Behandlung der von der gefährlichen Lungenkrankheit Betroffenen und entsprechend zu mehr Todesfällen.

Der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis hat vielerorts Resistenzen gegen eines oder mehrere Medikamente entwickelt, lässt sich mit diesen also nicht mehr eliminieren. Korrekte Resistenz-Tests sind daher unabdingbar, um frühzeitig eine wirksame Therapie zu wählen und die Ausbreitung multiresistenter Tuberkulose einzudämmen.

Abweichende Ergebnisse

Die Forschenden um Kathrin Zürcher, Marie Ballif und Matthias Egger von der Uni Bern sammelten über vier Jahre hinweg Proben und klinische Daten von 634 Patientinnen und Patienten aus der Elfenbeinküste, Kongo, Kenia, Nigeria, Südafrika, Peru und Thailand. Die Proben ließen sie am Nationalen Zentrum für Mykobakterien an der Universität Zürich analysieren, wie die Uni Bern mitteilte.

Bei 20 Prozent der Fälle wichen die Testergebnisse der Labore an Ort und Stelle sowie des Referenzlabors in Zürich voneinander ab, wie die Forschenden im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" berichten. Von den Betroffenen, bei denen Resistenzen aufgrund falscher Testergebnisse nicht erkannt wurden, starben über die Hälfte (53 Prozent). Damit war die Sterberate unter diesen Erkrankten verdoppelt im Vergleich zu jenen, bei denen die Tests das korrekte Ergebnis geliefert hatten.

Das Zürcher Labor fand bei sieben Prozent der Proben eine Resistenz gegen ein Medikament, bei 26 Prozent war der Erreger multiresistent, und bei fünf Prozent extrem resistent. Als multiresistent gelten Erreger, die mindestens gegen die zwei gängigsten Tuberkulose-Medikamente, Isoniazid and Rifampicin, immun sind. Die Behandlung dauert bis zu zwei Jahre, ist sehr teuer und mit starken Nebenwirkungen verbunden.

Schnellere Tests

Umso wichtiger sei es, frühzeitig mit einer wirksamen Therapie zu beginnen, so die Forschenden. Dafür brauche es insbesondere schnellere Tests als die bisher gebräuchlichen. Bisher basieren die Resistenz-Tests auf Bakterienkulturen, die erst nach acht Wochen Resultate liefern. Diese entsprechen zwar den derzeitigen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, sind aber sowohl zeit- als auch ressourcenintensiv und verunmöglichen einen raschen Start der Therapie.

Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter rufen daher dazu auf, mehr in die Entwicklung von DNA-Tests zu investieren: "Die Sequenzierung der gesamten Bakterien-DNA ist am vielversprechendsten, um Mutationen und damit Resistenzen zu finden", so Ballif in der Mitteilung. Es brauche jedoch noch viel Arbeit, um diese Tests in den am schwersten betroffenen Ländern durchführbar und erschwinglich zu machen.

Globales Problem

Bis dahin sollte die Kapazität der bisherigen Tests verbessert werden, um die Behandlung von medikamentenresistenter Tuberkulose unter den gegebenen Umständen wirksamer zu machen, plädiert das Forschungsteam, zu dem auch Wissenschafter des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) zählen. "Ohne Verbesserung der bestehenden und Investitionen in genauere und schnellere Tests ist die Ausbreitung der medikamentenresistenten Tuberkulose nicht unter Kontrolle zu bringen", sagte Egger.

Tuberkulose gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen weltweit. Laut WHO erkrankten im Jahr 2017 zehn Millionen Menschen daran, 1,6 Millionen starben an der Lungenkrankheit, darunter 230.000 Kinder. Zwar sinkt die Zahl der Tuberkulose-Fälle langsam, die Ausbreitung von Medikamentenresistenzen unter den Erregern gilt jedoch als eines der größten globalen Gesundheitsprobleme. (APA, 8.2.019)