Das in der Green-River-Formation im US-Bundesstaat Utah gefundene Fossil von Eofringillirostrum boudreauxi.

Foto: Lance Grande

Der finkenartige Schnabel ermöglichte es diesen Vögeln vor etwa 50 Millionen Jahren, sich an Körnern gütlich zu tun.

Foto: Daniel Ksepka

Ein internationales Forscherteam hat in Deutschland und den USA die bisher ältesten fossilen Überreste körnerfressender Vögel entdeckt. Die beiden etwa 50 Millionen Jahre alten Funde weisen finkenartige Schnäbel auf – ein nachhaltiger evolutionärer Vorteil, wie die Wissenschafter in "Current Biology" berichten.

Mit mehr als 6.000 Arten sind die Sperlingsvögel heute die artenreichste Vogel-Ordnung – das verdanken sie ihren Schnabelformen. Die unterschiedlichen Schnäbel eröffnen den kleinen Vögeln eine breite Palette an Nahrungsressourcen, etwa den Verzehr von harten Samen und Körnern, die Jagd nach Insekten oder das Fressen von weichen Früchten und Blütennektar.

Harte Samen am Speiseplan

"Anhand in der Grube Messel und der Green-River-Formation ‒ einer etwa gleichalten nordamerikanischen Fundstelle ‒ gefundenen Vogel-Fossilien konnten wir nun zeigen, dass sich eine vergleichbare Vielfalt an Schnabeltypen schon im Zeitalter des Eozän bei sehr frühen Vorfahren der Sperlingsvögel entwickelte", sagte Gerald Mayr vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt, einer der Studienautoren. "Die beiden neuen Arten gehören zu einer ausgestorbenen Vogelgruppe, deren Arten zu den ältesten bekannten Vorfahren der Sperlingsvögel zählen."

Die Fossilien der als Eofringillirostrum boudreauxi und Eofringillirostrum parvulum beschriebenen Spezies besitzen einen finkenartigen Schnabel, der dem des heutigen Goldzeisigs ähnelt. "Diese Schnäbel eignen sich besonders für den Verzehr von kleinen, harten Samen", sagte Daniel T. Ksepka, Erstautor der Studie und Kurator am Bruce Museum in Greenwich. Bislang waren Vögel mit finkenartigen Schnäbeln nur aus der jüngeren Erdgeschichte bekannt.

Baumhöhlen-Brüter?

"Die beiden weit voneinander entfernten Fundorte lassen vermuten, dass diese Vögel im Eozän geographisch weit verbreitet waren – die wenigen Fossilienfunde sprechen dagegen für eine eher geringe Individuenzahl", so Ksepka. Offen ist die Frage, warum die eozänen Sperlingsvogel-Verwandten trotz ihrer Anpassung an ein diverses Nahrungsangebot ausstarben, um dann von echten Sperlingsvögeln in den gleichen Nahrungsnischen ersetzt zu werden. Einen möglichen Grund sieht das Forscherteam in der Brutbiologie der Sperlingsvögel, deren komplizierte Nestkonstruktionen das freie Nisten im Geäst von Bäumen und Sträuchern ermöglichen.

"Möglicherweise brüteten die eozänen Vögel dagegen noch in Baumhöhlen. Einen Hinweis auf ein unterschiedliches Brutverhalten könnte eventuell auch der unterschiedliche Fußbau der fossilen Arten sein, die einen Klammerfuß mit zwei nach hinten gedrehten Zehen aufweisen", so Mayr. Ein ähnlicher Fußbau finde sich auch bei einigen heutigen Vögeln, die in Höhlen nisten, etwa bei Spechten oder Papageien. Die Forscher hoffen auf weitere Fossilifunde, um die frühe Evolution der Sperlingsvögel besser nachvollziehen zu können. (red, 8.2.2019)