Der Staatsbesuch führte den Präsidenten zu vielen Stationen.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist diese Woche auf Staatsbesuch in Israel. Beide Seiten betonen, dass die Beziehungen zwischen Österreich und Israel so gut seien wie lange nicht. Nur die FPÖ ist hier nicht mitgemeint, sie wird von Israel boykottiert. Aktuelle Regierungsmitglieder wie die parteilose Außenministerin Karin Kneissl inklusive.

ORF

Wenige Stunden vor der Abreise fühlte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen beinahe wie zu Hause: "Eigentlich sind wir schon wieder ein bisschen in Österreich", scherzte er bei seinem Besuch in den Räumen des Zentralkomitees der Juden aus Österreich (ZKJÖ) im Zentrum Tel Avivs. Fast alle, die am Donnerstagvormittag hier zusammenkamen, stammen aus Österreich. Fast alle sprechen fließend Deutsch. Sie sind Überlebende des Holocaust und haben sich ein neues Leben in Israel aufgebaut.

Die alte Heimat haben sie nie ganz vergessen – auch wenn viele lange gebraucht haben, einen Fuß auf österreichischen Boden setzen zu können. Im Herbst waren einige auf Einladung von Kanzler Sebastian Kurz nach Wien gereist. Nun ist Van der Bellen zu ihnen gekommen, um ihre Überlebensgeschichten zu hören.

Die von Amnon Berthold Klein zum Beispiel, 1928 in Wien geboren und aufgewachsen. Sein Vater wurde von den Nazis ermordet, seine Mutter starb auf der Flucht. Das britische Militär ließ ihn nicht nach Palästina einreisen, er harrte bis 1946 auf Mauritius aus. Oder die Geschichte von Zvi Nigal, der heute 96 Jahre alt ist und sagt: Seine zwei Söhne, sieben Enkel und fünf Urenkel seien sein ganz persönlicher Sieg. "Für mich bleibt unerklärlich, warum Nachbarn zu Räubern, Dieben, sadistischen Quälern wurden", sagte Van der Bellen. Er versuche, die Geschichte des Antisemitismus zu verstehen, "den die Nazis nicht erfunden, sondern auf eine mörderische Spitze getrieben haben." Der Besuch im ZKJÖ war einer der letzten Termine auf der fünftägigen Reise durch Israel und in die palästinensischen Gebiete.

Mit Bauchweh im Gepäck

"Im Vorfeld hatte ich schon ein bissl Bauchweh, ich weiß eigentlich gar nicht warum", so Van der Bellen am Ende der Reise, bei der er Präsident Reuven Rivlin, Premier Benjamin Netanjahu sowie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas traf. Van der Bellen betonte die guten Beziehungen zu beiden Seiten und bekannte sich zur Mitverantwortung Österreichs an der Shoah. Außerdem besuchte er das National Cyber Directorate in Tel Aviv. Israel ist führend bei der Bekämpfung von Sicherheitsbedrohungen aus dem Internet. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 7.2.2019)