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Die saudischen Behörden hätten keine sorgfältige Untersuchung des Tatorts ermöglicht, sagte UN-Menschenrechtsexpertin Agnès Callamard.

Foto: Cemal Yurttas/DHA via AP

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DER STANDARD

Washington/Istanbul – Neue US-Geheimdiensterkenntnisse im Mordfall Jamal Khashoggi stärken einem Medienbericht zufolge den Verdacht gegen den saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Die "New York Times" berichtete am Donnerstag, der Kronprinz habe einem Mitarbeiter rund ein Jahr vor der Ermordung des Journalisten gesagt, er würde gegebenenfalls "mit einer Kugel" gegen Khashoggi vorgehen. Unklar sei aber, in wie weit das wörtlich gemeint gewesen sei.

Die Zeitung beruft sich auf ein von US-Geheimdiensten abgehörtes Gespräch zwischen dem mächtigen Thronfolger und einem Mitarbeiter im September 2017. Das aufgezeichnete Gespräch wurde demnach erst kürzlich schriftlich festgehalten.

Riad beschuldigt Agenten

Mohammed bin Salman sagte demnach, der in Washington im Exil lebende Khashoggi müsse nach Saudi-Arabien gelockt oder mit Gewalt zurückgeholt werden. Wenn das nicht gelinge, würde er "mit einer Kugel" gegen den regierungskritischen Journalisten vorgehen.

Rund 13 Monate nach diesem Gespräch wurde Khashoggi im Konsulat des Königreichs in Istanbul von einem extra angereisten 15-köpfigen Kommando ermordet. Die saudische Führung bestreitet, die Ermordung des Journalisten angeordnet zu haben, und macht eigenmächtig handelnde Agenten verantwortlich.

Vorwurf mangelnder Transparenz

Vonseiten der Türkei und der Uno wurden Riad Behinderungen der Ermittlungen vorgeworfen. Der "völlige Mangel an Transparenz" sei zutiefst beunruhigend und beschädige die Glaubwürdigkeit der saudiarabischen Behörden, sagte Fahrettin Altun, der Kommunikationschef des türkischen Präsidenten, der Nachrichtenagentur Reuters. Saudi-Arabien müsse die Mörder Khashoggis ausliefern, um zu beweisen, dass das Land im Rahmen der Gesetze handele.

Die saudischen Behörden hätten zudem keine sorgfältige Untersuchung des Tatorts ermöglicht, sagte Agnès Callamard, die dem UN-Menschenrechtsrat über außergerichtliche, standrechtliche und willkürliche Hinrichtungen berichtet. Der Mord an Khashoggi verlange die "dringliche Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der Uno", betonte Callamard.

"Vorsätzliche Tötung"

Die gesammelten Beweismittel zeigten, dass Khashoggi "das Opfer einer brutalen und vorsätzlichen Tötung" gewesen sei, geplant und ausgeführt von Vertretern Saudi-Arabiens, teilte Callamard am Donnerstag in Genf mit. Callamard war vom 28. Jänner bis 3. Februar in der Türkei, um den Fall Khashoggi zu untersuchen. Sie will dem Menschenrechtsrat im Juni einen ausführlichen Bericht vorlegen.

Die saudi-arabische Führung steht seit Khashoggis Tod international unter Druck. Nach Darstellung der Führung in Riad ordneten der inzwischen entlassene Vize-Geheimdienstchef Ahmed al-Assiri und der königliche Medienberater Saud al-Qahtani den Einsatz an. Kronprinz Mohammed bin Salman sei nicht informiert gewesen, hieß es. (APA, red, 8.2.2019)