Die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern findet immer weniger Anhänger.

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Damit hat die ÖVP wohl nicht gerechnet. Ausgerechnet der freiheitliche Koalitionspartner – bisher nicht immer ein Hort liberaler Familienpolitik (siehe etwa hier, hier oder hier) – will jetzt einen Rechtsanspruch auf den Papamonat durchsetzen und hat damit die Türkisen einigermaßen unter Druck gesetzt. Wer will schon Vätern einen Monat zu Hause mit dem Neugeborenen verweigern?

Neben möglichen Konflikten in der Koalition ist an der Sache auch pikant, dass der FPÖ-Vorschlag eine deutliche Übererfüllung der ursächlich dahinterstehenden EU-Richtlinie zum Vaterschaftsurlaub wäre – ein klarer Fall von "Gold-Plating" also, dem die türkis-blaue Bundesregierung eigentlich den Kampf angesagt hatte.

Aus dem Blickwinkel der öffentlichen Meinung ist der FPÖ-Vorstoß aber nur allzu nachvollziehbar: Die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern – Vater außer Haus zum Geldverdienen, Mutter mit den Kindern daheim – findet schon seit einiger Zeit immer weniger Anhänger.

Wie die Grafik unten zeigt, ist die Zustimmung zu einer strikten Rollentrennung zwischen Mann und Frau seit den 1980ern drastisch zurückgegangen. Erteilten noch 1988 mehr als die Hälfte der Befragten dem Modell des Mannes als Familienernährer ("male breadwinner") ihre Zustimmung, waren es 2002 weniger als ein Drittel. Heute dürfte diese Meinung noch etwas weniger stark verbreitet sein. (Der letzte Datenpunkt in der Zeitreihe basiert auf einer vierteiligen, jene davor auf einer fünfteiligen Antwortskala, wodurch die Vergleichbarkeit nicht hundertprozentig gegeben ist. Bei konstantem Frageformat würde der Zustimmungsanteil 2017 wohl noch einige Punkte niedriger als angegeben liegen, weil sich einige der zustimmenden Personen wohl in der Mittelkategorie wiederfinden würden.)

Zu allen Befragungszeitpunkten befürworten Männer die traditionelle Rollenverteilung etwas stärker als Frauen. Der Trend über die Zeit verläuft aber für beide Geschlechter parallel. Interessant ist auch, dass die großen Veränderungen in den Rollenbildern in den 1980ern und 1990ern stattgefunden haben, während seither etwas größere Stabilität in der öffentlichen Meinung herrscht.

Nun soll man die realen Konsequenzen dieser Entwicklung nicht überbewerten. Während die traditionelle Rollenverteilung wohl nicht mehr der Idealvorstellung einer Mehrheit in Österreich entspricht, ist sie in der Lebensrealität vieler Familien noch immer dominant. Österreich ist sogar eines jener Länder in Europa, wo es in jüngerer Vergangenheit einen Rückgang des Doppelverdienermodells gegeben hat.

Noch dazu passiert der Abschied von der klassischen Arbeitsteilung, wenn er denn passiert, asymmetrisch: Während über 60 Prozent der Mütter von zweijährigen Kindern erwerbstätig sind (Tabelle 5 hier), liegt die Väterbeteiligung beim Kinderbetreuungsgeld bei einem schwachen Fünftel. Mütter brechen demnach viel stärker aus dem traditionellen Rollenverständnis aus als Väter.

Ein flächendeckender Rechtsanspruch auf einen Papamonat könnte da gegensteuern. Immerhin gibt es Evidenz dafür, dass Väterbeteiligung an der Kinderbetreuung langfristig positive Effekte auf die elterliche Arbeitsteilung im Haushalt hat. (Laurenz Ennser-Jedenastik, 9.2.2019)