Foto: LISI SPECHT
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Ingrid Fitzek-Unterberger, Obfrau des Immo-Frauennetzwerks Salon Real, wohnt in einem Haus in Gablitz. Damit das Wohnzimmer nicht im Kitsch erstickt, hat sie ihre Sammlungen ins Obergeschoß verbannt.

"Beim Wohnen steht für mich die Gemütlichkeit im Vordergrund. Ich habe schon so viele cleane, moderne, ästhetisch durchkomponierte Wohnungen gesehen, die zwar alle schön anzusehen sind, doch sobald ich mir vorstelle, darin wohnen zu müssen, fühlt es sich falsch für mich an. Leben in einem Museum moderner Kunst, das wäre nichts für mich. Wohnen ist für mich mehr als nur 'schöner wohnen'. Wohnen ist ein Ort, an dem man ausatmen kann, an dem man sich auf dem Sofa so richtig hinkuscheln und alle viere von sich strecken kann.

"Wohnen ist ein Ort, an dem man ausatmen kann und alle viere von sich strecken kann." Ingrid Fitzek-Unterberger in ihrem Wohnzimmer in Gablitz bei Wien.
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Natürlich haben wir auch schöne, bewusst ausgesuchte Möbel und Designerstücke, aber wir kombinieren gern Altes mit Neuem, Helles mit Dunklem, Rundes mit Eckigem. Und dazwischen tauchen immer wieder unmögliche Ikea-Teile auf. Auf den Mix kommt es an. Und der Mix ist bei uns ein wilder, denn mein Mann Thomas und ich haben beim Einziehen in dieses Haus zwei Haushalte zusammengeführt, und das war bei Gott keine leichte Aufgabe. Ich bin die Chillige und Erdfarbene. Mein Mann ist der Verspielte und Vintage-Liebende. Irgendwie passt das zwar alles zusammen, finde ich, aber ob der Stilmix wirklich sicher ist, vermag ich nicht zu sagen, dazu bin ich nicht objektiv genug, dazu ist die Liebe zu meinem Mann zu groß.

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Eigentlich wollten wir nie auf dem Land leben, wobei Gablitz ja weder Stadt noch Land ist. Gablitz ist ein typischer Ort im westlichen Speckgürtel. Zwischen Wien, Purkersdorf und Gablitz gibt es kaum ein Fleckchen Wiese, alles ist zugebaut bis auf den letzten Quadratmeter. Dass es uns hierher verschlagen hat, liegt schlichtweg an der Tatsache, dass wir in Wien in unseren präferierten Bezirken kein passendes, leistbares Grundstück gefunden haben. Mittlerweile sind wir sehr glücklich hier. Die Gemeinde hat uns auf beste Art und Weise gefangen genommen. Und das Allerbeste ist: Mit dem Auto bin ich in einer halben Stunde in der Innenstadt und zu Fuß sofort im Wald. Joggen, Stille, Rehe rundherum.

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Der Kern des Gebäudes ist rund hundert Jahre alt und unterkellert. Die Vorbesitzer haben das Haus ausgebaut und sind bis zum Ende der Rohbauarbeiten gekommen. Wir haben dann den Ausbau vollendet. Wir wohnen auf 170 Quadratmetern, und ich muss gestehen, ein Teil dieser Fläche dient dem Sammeln und Horten. Ich sammle Fische. Bitte nicht fragen warum, ich habe keine Ahnung. Jedenfalls sind alle im Stiegenhaus und im ersten Stock untergebracht, sonst würde das Wohnzimmer im Kitsch ersticken. Außerdem sammle ich die Lustigen Taschenbücher von Walt Disney. Ich habe alle, 515 Stück. Was man halt so glaubt, dass man es braucht, dass es einem gutgeht.

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Das Gutgehen ist auch eines der Ziele des Salon Real, den wir zu viert vor zehn Jahren gegründet haben. Ein anderer wesentlicher Zweck ist das Vernetzen von Frauen in der Immo-Wirtschaft, denn die Branche ist immer noch überwiegend männlich. In der mitteleuropäischen Wirtschaft gelangen Frauen meist nur bis zur zweiten oder dritten Führungsebene. Das wollen wir ändern. Emanzipation und Feminismus sind nicht von Bestand, solange man sich nicht aktiv damit beschäftigt. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht am Ziel.

Am Ziel sind wir mit diesem Haus auch noch nicht. Das ist man wahrscheinlich nicht, solange man lebt. Das, wovon ich träume, sind Rutschen und Sandkisten im Garten. Ich hätte gern Enkelkinder im Garten, es sollte nur so wuseln. Und das Meer. Und die Berge rundherum. Das ist aber offenkundig nicht machbar. Den Mann und den Wald habe ich ja schon." (Wojciech Czaja, 11.2.2019)