Bild nicht mehr verfügbar.

Böser Wind könnte Vincent Kriechmayr daran hindern, am Samstag abzufahren.

Foto: AP/Gabriele Facciotti

Man muss nicht unbedingt fünf Minuten und zehn Sekunden unterwegs sein, um sich dann ohne schlechtes Gewissen Abfahrtsweltmeister nennen zu dürfen. Der Innsbrucker Gustav "Guzzi" Lantschner hatte 1932 anlässlich der WM in Cortina d'Ampezzo bisher am längsten für Gold in der alpinen Königsdisziplin zu arbeiten. Am flottesten fiel der Titel bisher dem Schweizer Urs Lehmann zu, der 1993 in Morioka nur 1:32,06 Minuten unterwegs war. In Åre dürfte dieser Negativrekord noch unterboten werden, sind doch die Aussichten auf eine Abfahrt in voller Länge gering.

Blitztraining

Am Freitag konnte wegen Schneefalls nicht einmal auf der vollen Super-G-Strecke trainiert werden, der italienische Weltmeister Dominik Paris erledigte sein Tagewerk als Schnellster binnen 52,54 Sekunden. Am Donnerstag benötigte Matthias Mayer als Schnellster vom Super-G-Start 1:18,85 Minuten. Der Kärntner und der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr hatten im Vorjahr die Generalprobe auf ebenfalls verkürzter Strecke zeitgleich in etwas mehr als 1:20 Minuten gewonnen.

Um am Samstag den Weltmeister über die volle Strecke küren zu können, müsste der oberste Streckenabschnitt auf dem Åreskutan trainiert werden – Fahrtzeit etwa 15 bis 20 Sekunden. Eher war damit zu rechnen, dass die Herren nach den Damen am Sonntag ihre Abfahrt fahren. Die Wettervorhersagen lassen mit ungutem Wind am Samstag rechnen.

Unabhängig vom Tag stehen die Chancen gut, dass Österreich das erste Abfahrtsgold seit 2003 (Michael Walchhofer in St. Moritz) zufällt. Kriechmayr ist mit der Silbernen aus dem Super-G im Rücken das heißeste Eisen. Die Rolle des Favoriten hat Paris vom Schweizer Beat Feuz übernommen. Im ÖSV-Lager lassen weder die Konkurrenz noch die Strecke groß grübeln. "Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Die Besten sind am Start, der Schnellste wird gewinnen", hieß es.

Vonn-Show

Mit der Kombinationsabfahrt zu Trainingszwecken setzte Lindsey Vonn am Freitag ihre Abschiedsshow fort. Noch lange nach dem lockeren Abschwingen wurde die US-Amerikanerin umlagert, um Statements, Selfies und Autogramme gebeten. "Ob ich bereit bin oder nicht, ich werde Vollgas geben", sagte die 34-Jährige über ihr letztes Rennen am Sonntag.

Vonn hatte sich beim Sturz im Super-G Prellungen zugezogen und danach kein Training mehr bestritten – daher der Auftritt in der Kombi, die sie nicht beendete. Die achtbeste Zeit, ohne volles Risiko zu nehmen, stärkte die Zuversicht der Siegerin von 82 Weltcuprennen. "Eigentlich fühle ich mich ganz okay, es ist nur, dass meine obere Rippe Probleme gemacht hat. Mein Start war nicht kraftvoll, um es vorsichtig auszudrücken. Am Sonntag werde ich in viel besserer Verfassung sein."

Sofern am Samstag das Abschlusstraining stattfinden kann, duellieren sich Ricarda Haaser und Tamara Tippler um den Platz im österreichischen Aufgebot mit den Medaillenanwärterinnen Nicole Schmidhofer, Ramona Siebenhofer und Stephanie Venier. Eher läuft es auf einen Trainerentscheid hinaus. (APA, red, 8.2.2019)