Bei Epilepsiekranken entladen sich – einem Gewitter oder Kurzschluss ähnlich – viele Nervenzellen gleichzeitig. Kein epileptischer Anfall gleicht dem anderen. "Immer tritt er plötzlich auf und wiederholt sich in unterschiedlichen zeitlichen Abständen", erklärt Wolf Müllbacher, Vorstand der Neurologie im Göttlicher Heiland Krankenhaus. "Viele glauben irrtümlich, ein Anfall ist ausschließlich von Krämpfen begleitet: Er kann aber auch nur mit einer Bewusstseinsstörung oder Verhaltensautomatismen verbunden sein", betont er.

Derartige Automatismen können Schmatzbewegungen der Lippen sein, andauerndes Nesteln an der Kleidung, oder die Erkrankten starren einfach ins Leere. Ein guter Hinweis für Epilepsie ist, dass Betroffene sich nach einem Anfall an nichts erinnern können.

Oft als Verwirrtheit abgetan

Epilepsie im Alter ist eine der häufigsten chronischen Hirnerkrankungen, wird aber oft nicht entdeckt, weil die Anfälle als Verwirrtheit fehl gedeutet werden. Eine rasche und wirksame Behandlung ist aber wichtig, weil diese "Kurzschlüsse" zu einer lang anhaltenden Veränderung des Gehirns führen können, wenn sie öfter auftreten.

Auch bei älteren Menschen muss Epilepsie unbedingt erkannt und behandelt werden, da jeder Anfall im Gehirn deutliche Spuren hinterlässt. Mögliche Folgen können langanhaltende Benommenheit bis hin zur Bettlägerigkeit oder auch Störungen des Gedächtnisses sein, sodass Betroffene möglicherweise ihre Selbstständigkeit verlieren. Die medikamentöse Therapie wirkt in den meisten Fällen schnell, drei von vier Patientinnen und Patienten können erfolgreich behandelt werden.

Wie diagnostiziert wird

Um die Diagnose einer Altersepilepsie stellen zu können, setzt das Göttlicher Heiland Krankenhaus an der neurologischen Abteilung eine Langzeit-EEG-Ableitung mit simultaner Videoregistrierung ein. "Wir zeichnen während des Anfalles das klinische Muster auf. So können wir den Anfall klassifizieren und daran die Therapie ausrichten", führt Müllbacher aus.