Ein Zentrum für Forschung, Prüfung und Zertifizierung im Bereich der IT-Sicherheit ist am Gelände der TU Graz im Entstehen: Kernstück des künftigen "Cybersecurity Campus Graz" ist ein Forschungszentrum sowie ein Prüf- und Zertifizierungslabor für Cybersicherheit der weltweit tätigen SGS-Gruppe, hieß es am Montag im Pressegespräch in Graz. Im Vollbetrieb sollen dort rund 400 Personen arbeiten.

Zertifizierung

Inspizieren, Testen, Verifizieren und Zertifizieren – das ist der Alltag des international agierenden Warenprüf- und Inspektionskonzerns SGS. Das Unternehmen mit Sitz in Genf verfügt über ein Netzwerk aus mehr als 2.600 Niederlassungen mit rund 97.000 Mitarbeitern. Noch im Laufe dieses Jahres soll ein gemeinsames Forschungszentrum der SGS und der TU Graz am Campus Inffeldgasse der TU Graz im Bezirk St. Peter seine Arbeit aufnehmen – vorerst in einem Container-Komplex. Bis 2021 will man ein zentrales Gebäude errichtet haben. Dieses und ein Prüf- und Zertifizierungslabor des SGS-Konzerns sind die Herzstücke des künftigen Cybersecurity Campus, an dem in wenigen Jahren bis zu 400 Menschen Arbeit finden sollen.

Die Kompetenzen der Schweizer in der Sicherheitsprüfung und -bewertung von Produkten, Systemen und Dienstleistungen sollen dort mit der Expertise der Grazer Techniker im Bereich der IT-Sicherheit zusammengeführt werden. "Mit dieser Investition bekräftigt SGS sein Engagement für die Bereitstellung modernster Cybersecurity-Services für bestehende und neue Kunden. Die Partnerschaft mit der TU Graz schafft ein einzigartiges Umfeld, um die Cybersicherheit in einer zunehmend vernetzten Welt nachhaltig zu gewährleisten", betonte Frankie Ng, CEO der SGS-Gruppe.

Erfahrungsschatz

Diese Kooperation mit dem Weltkonzern SGS werde durch den exzellenten Ruf der TU Graz in der IT-Sicherheitsforschung ermöglicht, hob Vizerektor Horst Bischof hervor. Er erinnerte u.a. an "Meltdown" und "Spectre", zwei Sicherheitslücken von Mikroprozessoren, die Forscher am Institut für angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie (IAIK) im Vorjahr entdeckt und damit weltweit Aufsehen erregt haben.

Das Team der SGS werde demnächst seinen Betrieb in Graz aufnehmen. Bis zur Fertigstellung des zurzeit noch in Planung befindlichen Hauptgebäudes finden die Experten Platz in einem Container-Unterkunft der TU Graz, sagte der Vizerektor. Errichtet werde das rund 7.000 Quadratmeter umfassende Campus-Gebäude von der BIG. Die TU Graz und die SGS treten als Mieter auf. Über das genaue Ausmaß des am Montag verlautbarten "Millioneninvestments" wurde Stillschweigen vereinbart.

Die SGS Gruppe siedelt auch ihre Tochterfirma SGS Digital Trust Services GmbH auf den neu entstehenden Campus an. Damit werde Graz zum globalen Headquarter der SGS-Gruppe in puncto sichere Systeme und Produkte, sagte Martin Schaffer, globaler Leiter des "Secure Products & Systems" bei SGS. Kernthemen am "Cybercecurity Campus Graz" werden Forschungen zur Sicherheitsanalyse und die Entwicklung grundlegend neuer Sicherheitskonzepte sowie die Prüfung und Zertifizierung von Produkten und Systemen im Bezug auf ihre Sicherheit sein. Der Aus- und Weiterbildung von Experten und Forschenden im Bereich Informationssicherheit wird ein hoher Stellenwert eingeräumt.

Prüfung

Das zentrale Prüf- und Zertifizierungslabor der SGS sowie ein neues Forschungszentrum sind die ersten Einrichtungen. Der Campus werde aber auch für Start-ups und Partner aus der Industrie und Wissenschaft offen stehen, die gemeinsam mit der TU Graz und SGS an der Sicherheit der digitalisierten Welt arbeiten wollen.

Mit dem künftigen Campus stehe die Steiermark "mit einem Fuß in der Arbeitswelt der Zukunft", betonte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Die Kooperation werde "Hunderte Arbeitsplätze" bringen, zeigte sich Schützenhöfer überzeugt. Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) betonte die Bedeutung von wirksamen Schutz gegen Internetkriminalität für die Unternehmen des Landes. Die TU habe in den vergangenen Jahren in diesem Bereich herausragende Forschungsergebnisse erzielt, die letztlich zu dieser Investition geführt haben, die als "nicht alltäglich, ja selbst nicht alljährlich" zu bezeichnen sei.