Russland bereitet sich auf den Internetwinter vor.

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Ein globales Netzwerk ohne Ländergrenzen: So wurde das Internet ursprünglich konzipiert. Doch die Realität sieht in den vergangenen Jahren zunehmend anders aus. Immer mehr Länder haben regionale Überwachungsinfrastrukturen aufgestellt, und in Russland probiert man es nun sogar mit einer kompletten Abkopplung – wenn auch nur testweise.

Testlauf

Im Rahmen eines Experiments wollen russische Behörden und die zentralen Internetprovider die Netzwerk-Infrastruktur des Landes komplett vom Internet abtrennen, berichtet heise.de. Dabei soll herausgefunden werden, ob ein solcher Schritt überhaupt realistisch möglich ist und welche Konsequenzen das Ganze auf den Betrieb lokaler Dienste hat.

Grundlage des Tests ist ein vergangenen Dezember eingebrachter Gesetzesentwurf. In diesem wird vorgeschrieben, dass im Fall eines Angriffs von außen das russischsprachige Internet vom Rest der Welt abtrennbar sein muss.

Machbarkeitsstudie

Die russischen Provider haben dem Entwurf prinzipiell zugestimmt, dabei aber auch grundlegende Zweifel an der technischen Machbarkeit geäußert. Mit dem Testlauf sollen nun die notwendigen Informationen gesammelt werden, um zu sehen, welche Störungen zu befürchten sind und wie man diese abfangen kann. Abgestimmt wird das Experiment in der "Information Security Working Group", zu der auch größere russische Telekommunikationsunternehmen wie Megafon, Beeline, Mobile Telesystems und Rostelecom gehören. Vorsitzende der Gruppe ist Natalja Kaspersky, Mitgründerin des bekannten Antivirensoftwareherstellers Kaspersky.

Ablauf

Einen konkreten Termin für den Testlauf gibt es zwar noch nicht, aber es dürfte schon in den kommenden Wochen so weit sein. Immerhin dürfen Änderungsvorschläge für den Gesetzesentwurf nur mehr bis 1. April eingebracht werden, es gilt also, die entsprechenden Erfahrungen mit ausreichend zeitlichem Abstand zu sammeln.

Der Gesetzesentwurf hat laut russischen Medien die Unterstützung von Präsident Wladimir Putin. Die Kosten für die notwendigen Infrastrukturanpassungen bei den russischen Providern sollen von staatlicher Seit übernommen werden.

Kritik

Kritiker befürchten, dass das Argument mit Angriffen von außen lediglich vorgeschoben ist. Entsprechende Umbauten könnten auch ein erster Schritt sein, um eine stärkere staatliche Kontrolle des russischen Internets durchzusetzen. (red, 12.2.2019)