Unternehmen fragen bei Neuanstellungen immer stärker digitale Fähigkeiten nach. Auch für auf den ersten Blick nicht digitale Berufe. Das Arbeitsmarktservice (AMS) greift diesen Trend auf und wird bis zum Herbst in Zusammenarbeit mit großen Unternehmen "den Qualifikationsbedarf der Zukunft" erheben, sagte AMS-Chef Johannes Kopf am Dienstag vor Journalisten.

In allen Branchen zeichne sich der Bedarf nach zwei Kompetenzen ab: "Interkulturelle Kompetenz", um der Internationalisierung Rechnung zu tragen und "digital skills", um mit der Digitalisierung der Wirtschaftsabläufe Schritt halten zu können. Bei den digitalen Kompetenzen sei aber oft nicht ganz klar, was darunter gemeint ist. Branchenübergreifend brauchen wohl alle Wissen über Datenschutz oder die Fähigkeit, in der digitalen Welt Informationen zu besorgen und zu überprüfen, sagte Kopf. Dazu kämen noch branchenspezifische Bedürfnisse.

Gemeinsam mit Vertretern von rund 100 Firmen soll das nun genauer definiert werden. Wobei das AMS als große Bereiche "Tourismus und Wellness", "Handel", "Bau und Bauökologie", "Produktion" sowie "Büro und Verwaltung" ausgemacht hat.

Vorlage für Kursangebot und Bildungseinrichtungen

Die Erkenntnisse sollen in neue Ausbildungsschienen des AMS einfließen, aber auch Firmen und Fachhochschulen als Grundlage für deren Programme dienen. Außerdem soll es ein "Zertifikat" geben. Dazu habe das AMS bereits eine Machbarkeitsstudie "Austrian Certificate for Digital Competences" gemacht, mit der ähnliche Initiativen von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) unterstützt würden. Man wolle gemeinsam vorgehen und letztlich "einen Standard setzen, damit Unternehmen, wenn sie recruiten, wissen, was jemand kann". Mit dem Computerführerschein will Kopf dieses Zertifikat aber nicht vergleichen.

Digitalisierung sei kein Zukunftsthema mehr sondern "passiert täglich", sagte Kopf und erhielt dafür klare Unterstützung von Wirtschaftstreibenden. Martha Schultz, Tourismus-Unternehmerin und WKÖ-Vizepräsidentin, verwies darauf, dass ihre Seilbahntechniker längst nicht mehr nur Mechaniker sind, sondern eine hoch digitalisierte Ausbildung brauchen. Aber auch ein Rezeptionist müsse abgesehen von der Empathie für den Kunden in der Lage sein, diesem digital Angebote zu erstellen und das weltweite digitale Buchungssystem zu bedienen.

Digitalisierung "ist kein Gerücht"

Ähnlich sieht dies Erste-Vorstand Peter Bosek, der froh ist, wenn man nun "ins Tun kommt". Es hätten ja inzwischen "alle verstanden, dass die Digitalisierung kein Gerücht ist". Sein Haus suche seit Monaten Software-Entwickler, 50 Stellen wären frei. Aber die Nähe zum Digitalen sei viel breiter nötig, praktisch in jedem Berufsbild. Das Wesentliche sei "eine innere Haltung des spielerischen Zugangs zu neuer Technologie". Damit sei man auch für die nächsten 20 Jahre gewappnet. Konkrete Kenntnisse zu fordern sei schwierig, da sich der Bedarf rasant ändere.

Auch Johannes Zimmerl, Personalchef bei Rewe International, erwartet, dass sich Jobsuchende Digitales nicht nur im Privaten sondern auch im Berufsleben zu eigen machen. "Wir werden künftig stärker Personen brauchen, die mit der digitalen Welt leben", sagte er in dem gemeinsamen Pressegespräch. Wobei das keine Frage des Alters sei: Es gebe ebenso junge Menschen, die sich nicht interessieren, wie ältere "die total fit sind in diesem Bereich". Eine Einschätzung, die auch die anderen am Podium teilten. (APA, 12.02.2019)