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Das Ebola-Virus bedient sich eines hinterhältigen Mechanismus', um das Immunsystem hinters Licht zu führen.

Foto: AP/Frederick Murphy/CDC

Ebola ist kaum auszurotten. In den vergangenen Jahren sind mehrere westafrikanische Staaten von dem hämorrhagischen Fieber heimgesucht worden. Bei einem verheerenden Ausbruch vor fünf Jahren etwa starben in Guinea, Sierra Leone und Liberia rund 11.300 Menschen an dem Virus. Derzeit wütet die Infektionskrankheit vor allem im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Seit vergangenen August sind der Seuche über 500 Menschen zum Opfer gefallen. Warum dem Erreger so schwer beizukommen ist, hat nun ein deutsches Forscherteam herausgefunden: Das Virus ist in der Lage, das menschliche Immunsystem in die Irre zu führen.

Wie das Team um Michael Schindler vom Universitätsklinikum Tübingen nun im Fachjournal "Cell Reports" berichtet, bringt das Ebola-Virus infizierte Zellen dazu, sogenannte "Täuschkörper" freizusetzen. Diese täuschen das Immunsystem, indem sie dessen neutralisierende Antikörper inaktivieren und verhindern, dass Immunzellen wichtige Botenstoffe freisetzen. Die neuen Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Impfstoffe gegen hämorrhagische Fieberviren führen.

Virosomen binden Antikörper

Konkret veranlasst das Hüllprotein des Ebola-Virus Zellen dazu, kleine Vesikel freizusetzen, auf deren Oberfläche sich das Hüllprotein des Ebola-Virus befindet. Diese sogenannten Virosomen binden Antikörper, die gegen das Ebola-Virus gerichtet sind. Sie könnten dadurch die Bekämpfung der Infektion durch die Antikörperantwort behindern. Außerdem unterdrücken die Virosomen die Freisetzung von Zytokinen und Chemokinen durch Makrophagen. Makrophagen sind Immunzellen, die Botenstoffe freisetzen und damit die Immunabwehr des Körpers gegen Viren koordinieren.

Warum kommt es nun aber trotzdem in den meisten Infizierten zu einer Immunantwort gegen das Ebola-Virus? Auch hierfür haben die Virologen eine Erklärung: "Das Immunsystem hat Gegenmaßnahmen gegen die Täuschkörper entwickelt", erläutert Schindler. "So konnten wir zeigen, dass ein anderes zelluläres Protein, welches eine wichtige Rolle bei der angeborenen Immunabwehr spielt, die Freisetzung der Virosomen verhindert."

Mögliche Grundlage für einen Impfstoff

Neben der Bedeutung der Erkenntnisse für die Grundlagenforschung ergeben sich auch potentielle Anwendungen aus den neu entdeckten Eigenschaften der Virosomen. "Die Virosomen tragen offensichtlich funktionell intaktes Ebola-Hüllprotein auf ihrer Oberfläche, sind aber ansonsten nicht infektiös", erklärt Stefan Pöhlmann, Koautor der Studie und Leiter der Abteilung Infektionsbiologie am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen. "Damit sind Virosomen attraktive Kandidaten für die Entwicklung eines Impfstoffs."

Die Forscher wollen nun in weiteren Experimenten untersuchen, ob andere hämorrhagische Fieberviren ebenso Virosomen freisetzen und ob diese zur Herstellung von Impfstoffen genutzt werden können. (red, 14.2.2019)