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Rahaf Mohammed al-Kunun fand in Kanada Zuflucht.

Foto: REUTERS/Mark Blinch

Riad/Washington – Bürgerinnen Saudi-Arabiens dürfen nur in Begleitung eines männlichen "Beschützers" verreisen. Um Männern die Überwachung zu erleichtern, bietet die Regierung des Golfstaats eine Smartphone-App an, die ihnen erlaubt, Bewegungen ihrer Angehörigen zu verfolgen.

Das im Google-Play-Store und in Apples App-Store erhältliche Programm "Absher" ist in das Grenzkontrollsystem des Landes integriert und informiert den Benutzer, wenn "Schutzbefohlene" das Land zu verlassen versuchen oder Verkehrssünden begehen.

Screenshot des umstrittenen Programms.
Screenshot: DER STANDARD

Per Fingergeste können Männer ihren "Schutzbefohlenen" Reiserechte zuordnen oder entziehen. Sie können festlegen, welche Flughäfen oder Reiseziele verboten sind, über verdächtige Bewegungen kann man sich per SMS informieren lassen.

Gelungene Flucht

Immer wieder versuchen Saudi-Araberinnen, gegen den Willen ihrer Familien das Land zu verlassen. Im Jänner schaffte es die 18-jährige Rahaf Mohammed al-Kunun in die internationalen Schlagzeilen, als sie sich bei einem Familienausflug nach Kuwait absetzte und nach Bangkok weiterflog, wo sie sich in ihrem Hotelzimmer verbarrikadierte, bis ihr die Ausreise gestatten wurde. Hätten Rahafs Angehörige "Absher" benutzt, wäre sie nicht so weit gekommen.

Google und Apple legen in Richtlinien fest, dass keine Apps vertrieben werden, die Bedrohung oder Belästigung erleichtern würden. Der US-Senator Ron Wyden forderte die Anbieter am Montag in einen offenen Brief auf, "Absher" aus ihrem Angebot zu entfernen, berichtet die "Washington Post". Auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch kritisieren das Überwachungsprogramm. (bed, 13.2.2019)