Österreichische Unternehmen finanzieren sich überwiegend durch konventionelle Mittel.

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Wien – Bei Neugründungen ist die Nutzung neuer Finanzierungswege wie Crowdfunding sehr dynamisch. Das Groß der österreichischen Unternehmen, die Klein- und Mittelbetriebe (KMUs), bleiben aber bei den konventionellen Instrumenten der Firmenfinanzierung. Das ergab eine Studie zur Finanzierung österreichischer Unternehmen, die die Industriellenvereinigung (IV) in Auftrag gegeben hat.

Traditionell entfällt der überwiegende Teil des Finanzvolumens auf Eigenkapital und Bankkredite. Zusammen macht dieser Bereich gut zwei Drittel der Gesamtfinanzierung der Unternehmen 2017 aus. Das fand das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo heraus, das mit der Durchführung der Studie beauftragt war.

Der Anteil der Kredite verringerte sich 2017 wie auch in den vergangenen Jahren weiter. Während der Anteil der Kredite 1995 noch bei knapp 55,7 Prozent lag, ist er 2017 mit 42,4 Prozent um 13,3 Prozentpunkte gesunken. Dieser Trend wäre durch die geringere Nachfrage nach Krediten auf Unternehmerseite begründet, sagt Thomas Url vom Wifo im Gespräch mit dem STANDARD.

Mehr Selbstbeteiligungen statt Krediten

Die Unternehmer setzten zunehmend auf Selbstbeteiligungen. Anteilspapiere steigen laut der Wifo-Studie um rund acht Prozentpunkte auf 32,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 1995. Erwirtschaftete Gewinne würden in das Unternehmen reinvestiert. Andere Anlageformen blieben aufgrund der niedrigen Zinsen unattraktiv, sagt Url. Im Allgemeinen sei die Eigenfinanzierungskraft der österreichischen Unternehmen "sehr gut".

Gerade einmal rund fünf Prozent des Finanzierungsvolumens 2017 stellten Finanzierungsmöglichkeiten auf den Kapitalmärkten. Das begründe sich vor allem durch die Unternehmensstruktur in Österreich, so Url. KMUs wäre der organisatorische Aufwand für die Finanzierung auf den Kapitalmärkten zu hoch. Das könne sich mit der Möglichkeit am Dritten Markt der Wiener Börse, der mit Jahresbeginn 2019 startete, durchaus ändern. Hier sollen KMUs erleichterten Zugang zum Kapitalmarkt erhalten. Bisher sind acht Unternehmen gelistet.

Neue Finanzierungsquellen bei Neugründungen wichtig

Neue Finanzierungsquellen, wie beispielsweise Crowdfunding oder Venture Capital, sind mit unter einem Prozent der Firmenfinanzierung gesamtwirtschaftlich wenig bedeutend. Bei Neugründungen und Start-ups spielen sie allerdings eine wichtige Rolle. Im ersten Halbjahr 2017 lag das Finanzierungsvolumen durch Crowdfunding um 60 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2016. Hier sei eine hohe Dynamik zu verzeichnen, so Url.

Die IV plädiert mit Bezug auf die Wifo Studie dafür, die Körperschaftssteuer (KöSt) zu senken, um die Eigenkapitalquote zu steigern, sowie Investitionen und ausländische Direktinvestitionen anzukurbeln. AK Steuerexperte Dominik Bernhofer kritisiert, dass eine Senkung der KöSt nur den großen Unternehmensgruppen zugute käme und diese bereits überdurchschnittlich gut aufgestellt seien. Die Eigenfinanzierung der Unternehmen sei bereits sehr gut, wie die Studie bestätigen würde. (APA, jugi, 13.02.2019)