Es ist beschämend. Fast 75 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes wird österreichweit in Städten und Gemeinden – Wien eingeschlossen – nach wie vor mit Ehrenbürgerschaften und Straßennamen alter Naziverherrlicher und Hitlerbejubler gedacht. Immer wieder gibt es zaghafte Anläufe, Straßen und Plätze umzubenennen. Meist verlaufen entsprechende Initiativen aber im Sand.

In Graz etwa hatte eine Historikerkommission vier Jahre lang sämtliche Straßennamen geprüft und 20 davon als "höchst bedenklich" klassifiziert. Aber statt diese nun Menschen für außergewöhnliche Leistungen im Sinne der Humanität und Menschenwürde zu widmen, werden die alten Straßennamen nur mit einer erläuternden Tafel versehen – so entschied die schwarz-blaue Grazer Stadtregierung mit dem Hinweis, die Straßennamen seien Teil unserer Geschichte. Genau dort gehören sie auch hin, sie haben 2019 in einer österreichischen Stadt nichts mehr verloren. Geschichtskundlich kann ja an den umbenannten Straßen auf die alten Namensgeber hingewiesen werden.

Das Thema sollte österreichweit in den Kommunen endlich auf die Agenda kommen und die Erinnerungen und Ehrungen alter NS-Bewunderer aus dem öffentlichen Raum eliminiert werden.

Gerade jetzt, wo im Bund eine rechtspopulistische Welle vieles umzudrehen droht, könnten die Städte und Gemeinden hier ein starkes gegenläufiges Zeichen setzen. (Walter Müller, 13.2.2019)