Alle wollen den Pokal.

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Graz – Austria-Trainer Thomas Letsch ist vorsichtig. So vorsichtig, wie man vor einem ÖFB-Cup-Viertelfinale (19 Uhr, ORF Sport+) gegen einen Regionalligisten eben ist. Es sind diese Partien, über die sich das Phrasenschwein ganz besonders freut: "Der Cup hat eigene Gesetze, es gibt keine leichten Gegner, wir müssen voll konzentriert sein." Der GAK ist ein unangenehmes Los für den haushohen Favoriten aus Wien. Die Grazer sind Tabellenführer der Regionalliga Mitte, warfen mit Vorwärts Steyr und Kapfenberg immerhin zwei Zweitligisten aus dem Pokal. Letsch weiß: "Wir müssen hundert Prozent abliefern, mit neunzig Prozent gewinnen wir nicht. Der GAK ist sehr gut organisiert, ihn zu unterschätzen, wäre verheerend."

Neben dem Phrasenschwein freuen sich vor allem die Grazer Roten auf das Spiel. Gekickt wird in der Merkur-Arena, das Faninteresse hätte die Heimstätte im Norden von Graz bei weitem gesprengt. Am Donnerstag waren bereits 11.000 Tickets verkauft, aus Wien haben sich 2000 Austria-Fans angesagt.

Locker

GAK-Trainer David Preiß ist locker: "Es ist schon eine Sensation, dass wir überhaupt hier sind", sagt der 40-Jährige und spricht von einem Bonusspiel. In der Liga ist man sieben Punkte vor dem Zweiten. Die Vorbereitung starteten die Grazer deshalb später: "Die Spieler haben im Herbst abgeliefert, wir gönnen ihnen mehr Zeit." Mehr als die Hälfte des Kaders sei berufstätig, Preiß will den Spielern vor allem "die Nervosität nehmen".

Für viele ist es auch eine Reise in die Vergangenheit: Der GAK wurde nach vier Konkursen neu gegründet und startete in der steirischen 1. Klasse Mitte A einen Durchmarsch bis in die dritte Leistungsstufe ."Es ist ein bisschen wie eine Zeitreise in die Vergangenheit und gleichzeitig ein Ausblick in eine hoffentlich glorreiche Zukunft. Wir sehen, wie es sein könnte, wenn wir weiter erfolgreich und wieder in der Bundesliga sind," Preiß. Die Gegner der vergangenen Jahre hießen Peggau, Stiwoll und Stattegg. Gegen die Wiener Austria spielte der GAK zuletzt im April 2007.

Trumpf

Für die Steirer war Defensive bisher Trumpf, sie haben im Bewerb noch kein Gegentor kassiert. An der taktischen Ausrichtung wird nicht gerüttelt. "Es wäre vermessen zu sagen, wir machen gegen die Austria das Spiel. Wenn Beton anrühren auf einer Skala 1 und das Spiel machen 10 ist, dann werden wir uns zwischen 2 und 3 bewegen", sagte Preiß.

Auf dem Spielersektor rüstete der GAK im Winter ebenfalls nach. Von Bundesligist Hartberg kam Daniel Geissler, verpflichtet wurden auch der vertragslose Thomas Zündel (ehemals Grödig, WAC) und der Ex-Kapfenberger Philipp Wendler. Mittelfeldspieler Marco Perchtold gewann bereits einmal ein wichtiges Cupspiel gegen die Austria: 2013 im Finale mit Regionalligist Pasching. Mit "Starspieler" Dieter Elsneg fehlt allerdings auch der vereinsintern beste Cup-Torschütze (4).

Einstellung

Austria-Trainer Letsch stellte sich auf ein engmaschiges Defensivnetz ein, in dem es Lücken zu finden gilt. "Das Problem hat uns in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt, daran haben wir auch gearbeitet."

Der Deutsche freute sich auf ein besonders Spiel. "Es ist nicht vergleichbar mit dem Match vor 15 Jahren, wo sich die Austria und der GAK um die Meisterschaft 'gebattelt' haben. Es ist aber auch nicht das klassische Spiel Bundesligist gegen Regionalligist. Nicht umsonst führen sie die Regionalliga an."

Welche Spieler im 16-Mann-Kader stehen, wollte Letsch nicht verraten. Fix fehlen werden allerdings Thomas Ebner (Entzündung der Adduktoren) und die kranken Christoph Martschinko und Vesel Demaku. Bei Neo-Stürmer Sterling Yateke fehlt die Spielberechtigung. Kapitän Alexander Grünwald sei hingegen "spielfähig", er dürfte anfangs auf der Bank sitzen. (hag, APA, 14.2.2019)