"Aus dem Dachsbau": Dirk von Lowtzow hat für sein Debüt als Buchautor die Form eines "enzyklopädischen Alphabets" gewählt.

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Dirk von Lowtzow hat mit seiner Band Tocotronic spätestens auf dem letzten Album Die Unendlichkeit von 2018 das explizit Autobiografische entdeckt. Mit tiefer, sanfter und immer auch ein wenig resignativ Richtung Lebensmüdigkeit driftender Stimme wurde dort etwa der Teenage Riot im Reihenhaus im Schwarzwald besungen, der Umzug nach Hamburg oder die selbst im Alter um die 50 noch immer haltbare These, dass man immer schon alles gewollt hat.

TocotronicVEVO

Aus dem Dachsbau, die jetzt vorliegende "enzyklopädische Autobiografie" des längst in Berlin lebenden Musikers, stellt so etwas wie eine häppchenweise und mitunter unterhaltsam zu lesende Sammlung von thematisch als Alphabet getarnten E-Mails an seine Lektorin vom Verlag dar. Von Lowtzow betreibt darin autobiografische Selbsterkundung und gleichzeitig immer wieder auch Lektürearbeit. Immerhin ist der Mann ein besessener Leser. Und das gehört bewältigt.

Teenage Riot und Manic Depression

Als noch so gescheiter Popmusiker ist Lowtzow dabei doch auch schon wieder 30 Jahre lang auf die kurze Form und Aufmerksamkeitsspanne eingeschworen. Die Stichworte lauten etwa Operettenbär, Idiotentest, Käse oder Meisen. In Wahrheit geht es natürlich auch nicht um Teenage Riot, es geht um Manic Depression. Die hält ja ein ganzes Künstlerleben.

Haus der Kulturen der Welt

"Ich mimte den punkigen Exzentriker, der mit bunten Perlenketten behängt in Springerstiefeln über die Gänge schlurfte. In Wahrheit war ich ein behütet aufgewachsener Gymnasiast, der noch nie gearbeitet hatte, außer in den Ferien in der Pfefferminzfabrik, um Geld für eine Lederjacke zu verdienen." (Christian Schachinger, 16. 2. 2019)