Innsbruck – Die Universität Innsbruck will anlässlich ihres 350-Jahr-Jubiläums heuer nicht nur ausgiebig feiern, sondern auch die "dunklen Seiten" ihrer Geschichte und ihre Rolle in der NS-Zeit neu aufarbeiten. Neben einer kritischen Beleuchtung der Ehrungspraxis und einer Untersuchung eines ehemaligen Adolf-Hitler-Mosaiks in der Aula, soll auch Christoph Probst in einer Gedenkstunde rehabilitiert werden.

"Anlässlich unseres Jubiläums setzen wir uns intensiv mit der Vergangenheit der Universität und ihren Widersprüchen auseinander", erklärte Rektor Tilmann Märk am Freitag in einer Aussendung. Im Zuge dessen habe man sich dazu entschieden, auch die Geschichte der Universität neu erforschen zu lassen und "mit diesem dunklen Kapitel in unserer Vergangenheit entsprechend verantwortungsbewusst umzugehen", so der Rektor weiter.

Nicht mehr würdige Geehrte

So wird rund um den Gründungstag der Uni am 15. Oktober eine neue Universitätsgeschichte präsentiert. Dafür wurde unter anderem die universitäre Ehrungspraxis untersucht. "Die Verantwortungsträger der Universität Innsbruck haben im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Personen geehrt, die aus heutiger Sicht nicht mehr als würdig gelten können", meinte Dirk Rupnow, Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät. Die Uni Innsbruck habe sich daher dazu entschlossen, Fälle von Ehrungen, die ihr heute nicht mehr angemessen erscheinen, zu markieren und zu dokumentieren.

Bereits im Jahr 2017 hatte die Uni mit einer Tiefensondierung Reste eines Adolf-Hitler-Mosaiks, das 1938 in der Aula angebracht worden war, und die Spuren seiner Beseitigung zutage gebracht. Das Mosaik war 1945 nach Kriegsende offenbar weitgehend abgeschlagen und zunächst durch eine neutrale Putzoberfläche übertüncht worden. 1947 wurde an der Stelle dann eine stuckumrahmte Tafel mit dem Schriftzug "in veritas libertas" (in der Wahrheit liegt die Freiheit) – der Wahlspruch der katholischen Studentenverbindung Austria – angebracht. Das Verschwinden des Mosaiks war bisher nicht nachvollziehbar dokumentiert. Deshalb habe man sich nun dazu entschlossen, die Sondierungsbohrungen offen zu lassen und eine entsprechende Hinweistafel in der Aula anzubringen.

Widerstandskämpfer Christoph Probst rehabilitiert

Im Rahmen einer Gedenkstunde der Uni und der Med-Uni soll Christoph Probst, Widerstandskämpfer und kurzzeitig Student in Innsbruck, rehabilitiert und seine Exmatrikulation zumindest symbolisch rückgängig gemacht werden. Der Medizinstudent war im Wintersemester 1942/43 an die Uni Innsbruck versetzt worden. Am 22. Februar 1943 war er als Mitglied der studentischen Widerstandsbewegung "Weiße Rose" zusammen mit Hans und Sophie Scholl in München hingerichtet worden. Am selben Tag hatte ihn ein Dreierausschuss des Rektorats der Uni Innsbruck "dauernd vom Studium an allen deutschen Hochschulen ausgeschlossen". Die Gedenkstunde zur Erinnerung an dieses Ereignis wird kommenden Donnerstag, 21. Februar, in der Aula des Hauptgebäudes stattfinden. (APA, 15.2.2019)