Wien/Berlin – Kurz vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung über den Goldenen und die Silbernen Bären sind bei der 69. Berlinale die Nebenpreise verliehen worden, wobei auch mehrere Österreicher (ko-)ausgezeichnet wurden.

So erhielt "Die Kinder der Toten", jene Jelinek-Adaption der beiden Nature-Theater-of-Oklahoma-Macher Pavol Liska und Kelly Copper, die im Zuge eines Projekts des steirischen herbsts entstanden war, den begehrten FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritiker in der Sektion "Forum".

Der vom Bundesverband kommunale Filmarbeit vergebene Caligari-Filmpreis an einen Film aus dem "Forum" ging indes an Thomas Heises persönliches Schwarz-Weiß-Essay "Heimat ist ein Raum aus Zeit", eine deutsch-österreichische Koproduktion über die Geschichte seiner Familie. Der Preis ist dotiert mit 4.000 Euro.

Der Kompass-Perspektive-Preis an den besten Film der Sektion "Perspektive Deutsches Kino", der mit 5.000 Euro dotiert ist, erhielt Maryam Zaree, die Regisseurin der dokumentarischen Spurensuche "Born in Evin", ebenfalls eine deutsch-österreichische Koproduktion. Darin macht sich Zaree auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Eltern, die aus dem Iran fliehen mussten.

Bereits am Dienstag einen Sieg davontragen konnte David Schalkos geplantes neues Serienprojekt "Schwere Knochen". Die Adaption seines gleichnamigen Romans war bei den Berlinale "Co-Pro Series" erfolgreich, in deren Rahmen geplante Serienvorhaben um Investoren und Produzenten werben. Als Belohnung können die Produzenten – die Wiener Satel Film und Superfilm – das Vorhaben nun auch bei den Series Mania in Lille im März vorstellen. Die internationalen Vertriebsrechte hat sich bereits die deutsche Beta Film gesichert.

Geyrhalter-Film prämiert

Einen Preis der Ökumenischen Jury gab es für den Film "Erde" ("Earth") von Nikolaus Geyrhalter sowie "Buoyancy" aus Australien von Rodd Rathjen und "Midnight Traveler" von Hassan Fazili. Auch die mazedonische Produktion "Gospod postoi, imeto i" e Petrunija" ("God Exists, Her Name Is Petrunya" von Teona Strugar Mitevska sicherte sich Auszeichnungen der Gilde Deutscher Filmkunsttheater und der Ökumenischen Jury.

Der deutsche Wettbewerber "Systemprenger" von Nora Fingscheidt bekam den Publikumspreis der "Berliner Morgenpost". Die Publikumsjury des "Tagesspiegel" entschied sich für "Mon?tri" ("Monsters") von Marius Olteanu aus Rumänien.

Der Amnesty International Filmpreis ging an den brasilianischen Film "Espero tua (re)volta" (Your Turn) von Eliza Capai, die den Kampf Jugendlicher im zunehmend härteren brasilianischen Alltag zeigt. Auszeichnungen der internationalen Organisation von Filmkunsttheatern Cicae erhielten "37 Seconds" des Japaners Hikari und die französische Produktion "Nos défaites" ("Our Defeats") von Jean-Gabriel Periot.

Großes Publikum

Zu Beginn der Zeremonie sagte der scheidende Festivalleiter Dieter Kosslick: "Lust auf das Kino zu machen, war immer mein Ziel." Ihm sei es stets um ein Festival gegangen, "wo jeder hinkommen kann". In den vergangenen 18 Jahren habe sich die Zahl der Besucher verdoppelt, auch in diesem Jahr seien es wieder 340.000 bis 350.000. "

Zugleich wies Kosslick zuletzt immer wieder erhobene Vorwürfe zurück, die Filmfestspiele in Berlin seien unpolitisch geworden. "Natürlich ist die Berlinale politisch, sie muss es sein", sagte Kosslick. Allerdings sei es vielleicht manchmal nicht so offensichtlich gewesen. (APA, 16.2.2019)