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Deutsche wären von Trumps Strafen besonders stark betroffen.

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Steffen Seibert, Sprecher der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, versuchte die Lage am Montag zunächst auf die formale Ebene zu bringen. "Der Bericht liegt uns nicht vor, wir werden abwarten", sagte er, als er in Berlin auf jenes Papier angesprochen wurde, das Politik wie Automobilindustrie alarmiert.

US-Präsident Donald Trump droht mit Sonderzöllen auf europäische Autos. Sein Handelsministerium hatte zu prüfen, ob der Import von Autos den nationalen Sicherheitsinteressen der USA schadet. In Berlin rechnet die Regierung damit, dass es zu diesem Schluss gekommen ist. 90 Tage hat Trump nun für eine Entscheidung Zeit, dann könnte er Zölle von bis zu 25 Prozent auf importierte Autos verhängen.

"Schnell und angemessen reagieren"

Berlin will Trump in Verhandlungen davon abbringen, diesen Schritt zu gehen. Man sei, so Seibert, in dieser Frage aber auch in enger Abstimmung mit der EU-Kommission. Dort wurde man am Montag deutlicher. Zwar hoffe die Kommission auf einen weiteren positiven Verlauf der Handelsgespräche. Aber im Falle von Strafzöllen werde man "schnell und angemessen reagieren", sagte ein Sprecher von Präsident Jean-Claude Juncker. Im Raum stehen Gegenzölle auf US-Waren, etwa Autos und Agrarprodukte.

Das Autoland Deutschland (VW, Daimler, BMW, Porsche, Audi) wäre von einem Aufschlag beim Zoll besonders betroffen. Laut dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) exportierten die deutschen Hersteller im Jahr 2017 1,35 Millionen Autos in die USA. Insgesamt wurden auf dem US-Markt 17,1 Millionen Fahrzeuge verkauft. Der Einfuhrzoll beträgt derzeit 2,5 Prozent.

Merkel hatte Trump in ihrer Rede bei der Sicherheitskonferenz in München am Wochenende vehement widersprochen: "Wir sind stolz auf unsere Autos, und das können wir auch sein." Dass deutsche Autos ein Sicherheitsrisiko sein sollen, verstehe sie nicht.

BMW-Werk South Carolina

"Diese Autos werden in den Vereinigten Staaten gebaut", so Merkel. Das größte BMW-Werk befinde sich im US-Bundesstaat South Carolina, was Merkel extra betonte: "Nicht in Bayern, in South Carolina." Wenn diese Autos plötzlich eine Gefahr sein sollen, dann "erschreckt uns das".

Auch der Automobilverband wies auf die Jobs hin, die in den USA durch deutsche Autos entstanden sind. In den vergangenen Jahren seien in rund 300 Fabriken mehr als 113.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. "Das alles stärkt die USA und ist kein Sicherheitsproblem", sagte der VDA.

Macht Trump Ernst, dann wären vor allem die großen Automobilstandorte in Bayern und Baden-Württemberg betroffen. Nach Berechnungen des Informationsdienstleisters IHS Markit würden außerhalb der USA gefertigte Autos durchschnittlich um 5.000 US-Dollar teurer.

BMW und Mercedes könnten einen Teil der Verluste mit ihren Produktionen in den USA auffangen. Härter würde es die VW-Töchter Audi und Porsche treffen, diese habe keine Werke in den USA. Laut IHS Markit würden sich aber auch in den USA hergestellte Autos im Schnitt 1.800 Dollar mehr kosten, weil alle Wagen importierte Teile enthalten.

Schweigen bei den Herstellern

Bedeckt halten sich derzeit die Autobosse selbst. Im Dezember waren Daimler-Chef Dieter Zetsche, VW-Chef Herbert Diess und BMW-Finanzvorstand Nicolas im Weißen Haus gewesen, um Pläne für Investitionen in den USA vorzulegen. Sie waren sogar von Trump selbst empfangen worden.

Zetsche hatte danach erklärt, seiner Einschätzung nach hätten die Gespräche "die potenzielle Bedrohung" durch neue US-Importzölle reduziert. Am Montag allerdings standen die Aktien der deutschen Autobauer unter Druck.

Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte der Uni Duisburg-Essen, hält hingegen die Gefahr für "deutlich überschätzt". Sollten die Zölle tatsächlich kommen, würden die Autobauer in den USA und in Mexiko mehr Modelle produzieren. Zudem sei ohnehin China der wichtigere Markt. (Birgit Baumann aus Berlin, 18.2.2019)