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Seit der Fusion mit British Airways ist die Iberia nicht mehr rein spanisch. Nun muss die Fluglinie schnell Klarheit schaffen, damit sie der Brexit nicht kalt erwischt.

Foto: Reuters/Paul Hanna

Madrid/London – Ist Iberia wirklich spanisch? Auf diese Frage möchte die EU-Kommission in Brüssel schon bald eine klare Antwort von der spanischen Fluggesellschaft erhalten, die 2011 eine Fusion mit British Airways eingegangen ist. Denn sollte die Antwort negativ sein, wird Iberia nach einem ungeregelten Brexit seine Verkehrsrechte für innereuropäischen Flüge verlieren.

Der Verlust von Start- und Landerechte für Iberia innerhalb der Europäischen Union würde nicht nur den innerspanischen Flugverkehr ab 29. März praktisch lahmlegen und zu Chaos im europäischen Flugverkehr führen, sondern auch Iberia und ihre Billigflugtochter Vueling vor existenzielle Probleme stellen. 2018 beförderten Iberia und Vueling in Spanien fast 46 Millionen Passagiere.

EU-Kommission verlangt Klärung

Laut der Zeitung "El País" hat die EU-Kommission Iberia nun zwischen sieben und zwölf Monate Zeit gegeben, ihre Eigentumsverhältnisse so zu ordnen, dass sich nach dem Brexit 51 Prozent des Unternehmens in EU-Besitz beziehungsweise spanischer Hand befinden.

Die Eigentümerstruktur ist hochkomplex. Im Jahr 2011 hatte sich die ehemalige staatliche Airline mit British Airways unter dem Dach einer neuen Holdinggesellschaft namens International Airlines Group (IAG) zusammengeschlossen. Zu dem Unternehmen, das sowohl an der Londoner als auch an der Madrider Börse notiert, gehört neben Vueling auch die irische Aer Lingus. Mit fast 530 Flugzeugen und über 100 Millionen Passagieren pro Jahr ist die IAG nach Ryanair und Lufthansa der drittgrößte europäische Luftfahrtkonzern.

Offiziell bezeichnet sich die IAG als spanisches Unternehmen mit Sitz in Madrid und Unternehmenszentrale in London. Die Aktionärsstruktur zeigt allerdings ein anderes Bild: Mehrheitsaktionär ist mit 21,4 Prozent Qatar Airways, gefolgt vor einer Reihe britischer Investmentfonds, die es auf 27 Prozent bringen. Dazu kommen weitere Anleger aus den USA.

Neue Aktionärsmehrheiten schaffen

Derzeit befinden sich zwar nur 47,5 Prozent der IAG-Aktien in Händen von Nicht-EU-Unternehmen oder -Fondsgesellschaften. Doch mit den Austritt Großbritanniens aus der EU gelten ab dem 29. März auch die britischen Anteile als Nicht-EU-Eigentum. Iberia muss nun neue Aktionärsmehrheiten schaffen, um nicht die EU-Fluglizenzen zu verlieren.

Die Spanier argumentieren nun, dass IAG zwar 100 Prozent des Kapitals der Iberia kontrolliere, aber bei den Stimmrechten nur 49,9 Prozent Gewicht habe. Die Mehrheit habe Iberia bei der Fusion auf eine spanische Gesellschaft namens Garanair übertragen, um bei wichtigen Entscheidungen – etwa den Expansionsplänen – nicht durch die ausländischen und auch britischen Teilhaber überstimmt werden zu können. Einziger Aktionär von Garanair ist die spanische Kaufhauskette El Corte Inglés. Iberia wiederum hält Kapitalmehrheit an Vueling. Damit steht für die Spanier fest, dass sowohl Iberia als auch Vueling zu Recht unter spanischer Flagge fliegen.

Halbe Flotte wäre betroffen

Für die EU-Kommission ist bei der Frage, ob Iberia mehrheitlich im EU-Besitz ist, allerdings weniger das Stimmrecht als die Kapitalbeteiligung entscheidend. Die Fluggesellschaft hat nun maximal zwölf Monate Zeit, ihre Eigentumsverhältnisse zu korrigieren. Sollten Iberia und Vueling letztendlich wirklich EU-Fluglizenzen verlieren, müsste die halbe Iberia-Flotte am Boden bleiben. Konkurrenten wie Air France und Lufthansa positionieren sich bereits, um gegebenenfalls Iberias Marktanteile zu übernehmen. (APA, 18.2.2019)