Operiert für die "Wochenschau" der Nazis: Ulrich Noethen als Professor Sauerbruch in "Charité".

Foto: ARD/Julie Vrabelova

Im Operationssaal geht es rau zu, wenn er zum Skalpell greift. Seine cholerischen Anfälle sind legendär. Aber die Bewunderung seiner Kollegen ist ihm sicher, denn Professor Ferdinand Sauerbruch ist so was wie der Star unter den deutschen Chirurgen. 1904 erfand er eine Unterdruckkammer, die die Öffnung des Brustraums ermöglichte, ohne dass die Lunge kollabiert. Später sorgte seine "Umkipp-Plastik" dafür, dass schwerverletzte Soldaten dank Prothesen wieder gehen konnten.

Diese historische Figur steht im Mittelpunkt der zweiten Staffel der ARD-Krankenhausserie Charité (ab Dienstag, 20.15 Uhr). In sechs Teilen (abrufbar in der ARD-Mediathek)_erzählt Regisseur Anno Saul die Geschichte des berühmten Berliner Krankenhauses während der letzten beiden Jahre des Zweiten Weltkriegs. Die Autorinnen Dorothee Schön und Sabine Thor-Wiedemann verweben darin fiktive und historische Persönlichkeiten temporeich zu einer spannenden Serie, die im Gegensatz zur ersten Staffel (2017) ohne allzu kitschige Liebeswirren auskommt.

Arzt, kein Politiker

Ulrich Noethen spielt den widersprüchlichen Mediziner, der anfangs den Nationalsozialismus begrüßt hat – 1933 unterschrieb er ein "Bekenntnis" deutscher Professoren zu Hitler, winkte Euthanasieprogramme durch –, sich jedoch später mehr und mehr von den Nazis distanzierte. "Mein Mann ist kein Nazi, er ist Arzt, kein Politiker", sagt einmal seine Frau Margot (Luise Wolfram). "In diesen Zeiten ist alles politisch", antwortet der zwangsverpflichtete französische Arzt Adolphe Jung (Hans Löw). Sauerbruch ist vor allem Karrierist, gefällt sich als Star der Wochenschau, operiert vor laufenden Kameras. Neben Noethen überzeugt Mala Emde als angehende Medizinerin Anni, die das Naziregime erst infrage stellt, als sie selber ein Kind zur Welt bringt, das nicht dem arischen Ideal entspricht.

Nach den ersten beiden Folgen zeigt die ARD heute, Dienstag, ab 21.45 Uhr die Doku Die Charité – Medizin unterm Hakenkreuz. (Astrid Ebenführer, 19.2.2019)