Zwergflamingos gelten lautder Weltnaturschutzunion IUCN als potenziell gefährdet. Dass die Rettungsaktion am Kamfers-Damm der lokalen Population geholfen hat, wird nun eher bezweifelt.

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Johannesburg – Vor einigen Wochen drohte an einem Stausee in Südafrika Tausenden Flamingoküken der Tod. Die langanhaltende Trockenheit ließ das Wasser praktisch vollständig verschwinden, worauf die ausgewachsenen Zwergflamingos Eier und Brut zurückgelassen hatten. Daraufhin hatten zahlreiche Helfer etwa 2.000 Küken eingesammelt, um sie an mehreren Orten landesweit aufzupäppeln. Nun aber wird Kritik an der Aktion laut: Womöglich hätte sie mehr geschadet als genutzt, meinen Experten.

Ein Drittel der Tiere gestorben

Die Intentionen der Retter seien löblich, erklärte etwa Mark Anderson, Chef der Vogelschutzorganisation Birdlife in Südafrika. Aber die Helfer könnten eine unnötige Störung verursacht haben. Ihm zufolge sind fast ein Drittel der geborgenen Küken gestorben. Auch Vogelschutzaktivisten beschwerten sich in einer Facebook-Gruppe darüber, dass vermeintliche Helfer die Tiere störten.

Ob der Nachwuchs am Damm überhaupt massenweise von den Elterntieren aufgegeben wurde, war schon fraglich, als die Rettungsmaßnahmen noch im Gange waren. Anderson zufolge waren vor der Aktion "keine detaillierten Beobachtungen von Ornithologen" durchgeführt worden, um zu sehen, ob eine Rettung überhaupt nötig sei. Ebenfalls unklar sei gewesen, wie viele Küken vor der Aktion gestorben waren, sagte der Vogelschützer, dessen Organisation die Tiere derzeit bei der Brut überwacht.

Unkoordinierte Aktion

Das südafrikanische Umweltministerium hatte den Einsatz von Privatpersonen und verschiedenen Organisationen Anfang Februar begrüßt. Jedoch, hieß es, solle jede Aktion "koordiniert" ablaufen.

Genau das sei aber nicht geschehen, wie Katta Ludynia von der südafrikanischen Vogelschutzorganisation SANCCOB meint. Die Rettung sei "nicht auf die sachgemäßeste Art und Weise" abgelaufen. Einige der Vögel, die zu Einrichtungen ihrer Organisation gebracht wurden, seien dehydriert gewesen. "Wir glauben auch, dass einige der Tiere als sehr kleine Küken eingesammelt und manche geradezu aus den Eiern herausgeholt wurden."

Inzwischen hat sich die Lage für die Flamingos gebessert. Erwachsene Vögel, die ihren Brutplatz verlassen hatten, sind zurück. "Das Brüten ist in vollem Gange", erklärte Anderson. Derzeit gebe es keinen Grund, beunruhigt zu sein.

Kommunalverwaltung für Wassermangel verantwortlich

Er weist darauf hin, dass die Dürre nicht die einzige Ursache für den Wassermangel am Kamfers-Damm war. Eine Wasseraufbereitungsanlage in der Nähe müsse repariert werden, erklärte er. Ihr Ausfluss sei aber nötig, um die Wasserstände am Damm zu halten. "Die Kommunalverwaltung ist hauptsächlich verantwortlich für das derzeitige Dilemma", sagte Anderson.

Am Kamfers-Damm lebt laut der Vogelschutzorganisation Birdlife eine Kolonie von 50.000 bis 100.000 Zwergflamingos. Weltweit gibt es nur wenige Lebensräume für die Vögel. Brutplätze gibt es etwa in Botsuana, Namibia und Tansania sowie in Asien. Zwergflamingos gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als potenziell gefährdet. (red, APA, 19.2.2019)