Die Hilfspakete sorgen für Aufruhr in Venezuela.

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Caracas – Die venezolanische Armee ist wegen angekündigter US-Hilfslieferungen in Alarmbereitschaft versetzt worden und hat die Luft- und Seegrenze zu den niederländischen Karibikinseln Aruba, Bonaire und Curaçao geschlossen. Die Streitkräfte würden "die territoriale Integrität" des Landes schützen, warnte Verteidigungsminister Vladimir Padrino am Dienstag.

Er bekräftigte die "uneingeschränkte Loyalität" der Militärführung gegenüber Staatschef Nicolás Maduro. Unterdessen bestätigte der venezolanische Admiral Vladimir Quintero, die See- und Luftgrenze zu den sogenannten ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao sei geschlossen worden. Gründe oder Details nannte der für die Region zuständige Kommandant nicht. Curaçao war zuletzt aber im Gespräch, eine Drehscheibe für Hilfslieferungen für Venezuela zu werden.

Flucht auf die Insel

Auf die am nächsten zu Venezuela gelegenen Insel, die Teil der niederländischen Antillen ist, flüchteten zudem bisher rund 15.000 Menschen aus Venezuela, wie Menschenrechtsorganisationen schätzen. Curaçao liegt rund 80 Kilometer von Venezuela entfernt und ist ein selbstständiges Land im Königreich der Niederlande.

Die humanitäre Hilfe für Venezuela aus dem Ausland wird zusehends zum Spielball in dem Machtkampf zwischen Maduro und seinem Kontrahenten Juan Guaidó. Der Oppositionsführer und selbsternannte Übergangspräsident hat die Maduro-Regierung aufgefordert, bis Samstag hauptsächlich aus den USA gelieferte Medikamente und Lebensmittel ins Land zu lassen.

Maduro weigert sich aber kategorisch, US-Hilfen ins Land zu lassen. Er sieht sie als Vorwand, um den Boden für eine US-geführte Militärintervention zu bereiten.

Hilfsgüter sind bereits in einem Lager in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta angekommen. Die venezolanische Armee blockiert aber die dortige Tienditas-Grenzbrücke. Brasilien will an der Grenze zu Venezuela ebenfalls ein Lager für Hilfsgüter einrichten und plant eine "Kooperation" mit den USA, wie Regierungssprecher Otávio Régo Barros am Dienstag sagte.

Ein drittes Lager soll auf Curaçao eingerichtet werden. Dort wird ein Flugzeug mit Hilfsgütern aus Miami erwartet.

Streitkräfte stehen hinter Maduro

Das von der Opposition kontrollierte, aber von Maduro entmachtete venezolanische Parlament stimmte am Dienstag dafür, die Hilfen ins Land zu lassen. "Das ist ein direkter Befehl an die Streitkräfte, die sofort gehorchen müssen", sagte Parlamentspräsident Guaidó.

Allerdings stehen die Streitkräfte bisher hinter Maduro. Der Rückhalt der Armee gilt als entscheidender Machtfaktor für den linksnationalistischen Präsidenten.

US-Präsident Donald Trump hatte die venezolanische Armee am Montag zur Abkehr von Maduro aufgerufen. Wer sich jetzt nicht auf die Seite des Oppositionsführers Guaidó stelle, für den gebe es "keinen Ausweg" mehr. "Sie werden alles verlieren", warnte Trump.

Maduro entgegnete am Dienstag, bei einem Treffen mit "1.000 Militärkommandeuren" habe er das Versprechen ihrer "Treue" erhalten. Verteidigungsminister Padrino sagte, die Streitkräfte würden sich nicht "erpressen" lassen. Der "patriotische Geist" der Soldaten werde sich nicht überwinden lassen. Sollten die USA eine "Marionetten-Regierung" einsetzen wollen, müssten sie "über Leichen gehen".

Kuba spricht von niederträchtigen Anschuldigungen

Die kubanische Regierung wies unterdessen den Vorwurf von US-Präsident Donald Trump zurück, Militär in Venezuela stationiert zu haben. Die Anschuldigung sei niederträchtig, sagte Kubas Außenminister Bruno Rodríguez am Dienstag in Havanna. Die USA müssten dafür Beweisen vorlegen. "Unsere Regierung lehnt diese Verleumdung in seiner stärksten und kategorischsten Form ab", sagte Rodríguez. Der kubanische Außenminister sagte, US-Militärflugzeuge hätten den Luftraum von mehreren Karibikstaaten durchkreuzt ohne deren Regierungen zu informieren. Die Lieferung von humanitärer Hilfe würde als Vorwand genommen, um militärisch gegen Staatschef Nicolás Maduro vorzugehen.

In Venezuela, dem Land mit den größten Erdölreserven der Welt, tobt seit Wochen ein Machtkampf zwischen der Opposition und der sozialistischen Regierung. Parlamentschef Juan Guaidó hatte sich am 23. Jänner selbst zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit offen herausgefordert. Zahlreiche Staaten, darunter die USA und mehrere EU-Staaten wie Österreich, haben ihn als rechtmäßigen Übergangsstaatschef anerkannt. Die EU hat unter anderem Sanktionen gegen Vertraute Maduros verhängt. Maduro kann sich unter anderen auf Russland, China, Kuba, Nicaragua und die Türkei stützen. (APA, AFP, 20.2.2019)