Podgorica – Die montenegrinische regierungskritische Zeitung "Vijesti" hat am Mittwoch die Behörden aufgefordert, die Motive und die Auftraggeber des neun Monate zurückliegenden Angriffes auf ihre Journalistin Olivera Lakic aufzuklären. Die Polizei hatte zuvor am Dienstag bekannt gegeben, dass die Angreifer, Angehörige einer neunköpfigen kriminellen Gruppe, festgenommen worden seien.

In einer Reaktion der Geschäftsführung von "Vijesti", die das Blatt am Mittwoch veröffentlichte, wird darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Vergangenheit wiederholt Situationen gegeben habe, wo Kriminelle die Verantwortung für eine Tat übernommen hätten, die sie gar nicht begangen hätten. Die wirklichen Täter seien jedoch nie vor Gericht gekommen. "Wir hoffen, dass wir dieses Mal eine professionelle Ermittlung sehen werden und die wahren Vollstrecker und Auftraggeber, wer immer sie sind, entdecken werden. In den vergangenen 26 Fällen von Angriffen auf 'Vijesti' war dies nicht der Fall", stellte die Geschäftsführung fest.

Berichtete über organisierte Kriminalität

Lakic war am 8. Mai 2018 vor ihrem Wohnhaus in Podgorica angeschossen und schwer verletzt worden. Die Journalistin, die sich u.a. mit Zigarettenschmuggel und der organisierten Kriminalität befasste, war schon sechs Jahre zuvor an derselben Stelle angegriffen worden. Damals wurde ihr ein Schlag auf den Kopf versetzt.

Die Polizei hatte am Dienstag keine Angaben über die Motive für den Angriff, auch nicht über mögliche Auftraggeber gemacht.

Die Tageszeitung brachte am Mittwoch ihren Bericht zum Polizeibefund unter dem Titel "Eine Vorstellung für Hahn oder Täter wirklich entdeckt". Der EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn wird am Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch in Podgorica erwartet. Die Medienfreiheit sowie die seit dem Jahresbeginn anhaltende Finanzaffäre um den flüchtigen Geschäftsmann Dusko Knezevic dürften einige der Gesprächsthemen mit den Behörden und Oppositionsvertretern sein. (APA, 20.2.2019)