Luka Brajkovic spielt eine große Rolle bei den Davidson Wildcats.

Foto: APA/Ernst Weiss

Davidson-Alumnus Stephen Curry schaute bereits bei einem Heimspiel vorbei.

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Wien/Davidson – Luka Brajkovic muss sich sputen. Eine Vorlesung jagt die nächste, ab Nachmittag steht nur mehr Basketball auf dem Stundenplan. "Es ist stressig, aber unglaublich spannend", sagt der 19-jährige Vorarlberger dem STANDARD. Brajkovic ist Student an der Universität von Davidson in den USA, eine Autostunde nördlich von Charlotte im Bundesstaat North Carolina. Dort spielt er für die Wildcats, das Uni-Basketballteam.

Es ist ein typisches Leben als junger Sportler an einer US-Uni. Es wird dir alles abverlangt. Aber du hast auch Benefits. Speziell in der Vorbereitung auf die Saison im Herbst ist Brajkovic ordentlich ins Schwitzen gekommen, "mit drei bis vier Trainingseinheiten pro Tag. Da ging es auch mal um sechs Uhr früh los." Auf dem Campus kennt jeder die Basketballer, liebt jede(r) die Basketballer. Davidson ist eine kleine Uni mit 1.800 Studenten, "es ist sehr familiär. Es sind mehr Freunde als Fans."

Stütze und Student

Der 2,08 Meter große Brajkovic ist integraler Bestandteil der Mannschaft, die Wildcats halten nach 25 Saisonspielen bei 19 Siegen und sechs Niederlagen. In der Atlantic 10 Conference allein feierten sie zuletzt den zehnten Erfolg bei zwei Niederlagen. Freshman Brajkovic bilanziert bisher mit elf Punkten und 6,6 Rebounds pro Spiel. "Es taugt mir hier. Ich stehe jedes Spiel in der Startformation, es werden Spielzüge für mich gelaufen, ich bekomme meine Spielminuten."

Gewöhnungsbedürftig war das kleine Zimmer in der Studenten-WG, die er mit seinem schwedischen Teamkollegen David Czerapowicz bewohnt. Ein speziell großes Bett hat Brajkovic nicht, "ich habe mich aber daran gewöhnt". Mit dem Team ist er ohnehin viel unterwegs. Den Stundenplan der Uni schicken die Spieler dem Trainer, verpasste Vorlesungen werden akzeptiert.

Davidson statt Dornbirn

Brajkovic spielte vor Beginn seiner College-Karriere bei den Dornbirn Lions in der zweiten österreichischen Bundesliga. Die Umstellung auf das Spiel in den USA war nicht einfach. "Es ist eine andere Welt. Davidson ist eine der Unis in Amerika, die den schnellsten Basketball spielen." Die Gefahr, dass er nur unter dem Korb geparkt wird, sieht er selbst nicht. Brajkovic hat in dieser Saison nur 15 Dreier geworfen, vier davon waren drin.

"Als ich hierherkam, war meine Wurfbewegung viel zu langsam. Die Verteidiger sind viel schneller als in Europa. Ich arbeite daran. Und der Coach hat mir dezidiert erlaubt, aus der Distanz zu werfen." Brajkovic träumt von der NBA. Dort sind Center-Spieler ohne gefährlichen Distanzwurf Ausschussware. Der Dreipunktewurf ist effizienter als der Zweier. Spät, aber doch ist man da draufgekommen in der besten Liga der Welt.

Beim Heimspiel gegen die St. Joseph's University schaute mit Stephen Curry der berühmteste Davidson-Alumnus in der mit 4.643 Zuschauern ausverkauften Belk Arena vorbei. Der Kapitän der vierfachen NBA-Champions Golden State Warriors hatte von 2006 bis 2009 für die Wildcats gespielt. "Ein sehr guter Typ", sagt Brajkovic nach ein wenig Smalltalk mit Curry.

Fuchs und Hase

Davidson ist eine schöne Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern, liegt an einem großen See, dem Lake Norman, wo sich Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen. Partyzentrale ist die Uni, am Wochenende ist um zwei Uhr nachts Sperrstunde, unter der Woche um Mitternacht. "Fürs Feiern habe ich noch keine Zeit", sagt Brajkovic. Sein Ziel ist "March Madness", das Finalturnier der besten 68 College-Mannschaften Amerikas, das Mitte März losgeht. Dort schauen die NBA-Scouts den Spielern besonders genau auf die Finger.

Brajkovic hatte mehrere College-Angebote, entschied sich für Davidson, "weil mich der Headcoach wirklich wollte. Andere Unis traten nur durch Assistant Coaches mit mir in Kontakt. Die haben nichts zu entscheiden." Bob McKillop ist seit 30 Jahren in Davidson als Trainer tätig. Zweimal ist er wegen Brajkovic nach Österreich gereist, um ihn von der Uni zu überzeugen. McKillop über Brajkovic: "Er ist ein junger Mann, den man sich als Schwiegersohn wünschen würde." (Florian Vetter, 11.3.2019)