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Ein Athlet springt quasi nach Innsbruck, wo die große Schanze dieser WM steht. Man kennt sie von der Vierschanzentournee.

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Kraft nimmt die Rolle des Mitfavoriten gern an.

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Wäre es nicht gerade für Skispringer ein etwas schiefes Bild, hätte man durchaus den Elefanten im Raum wahrnehmen können beim Antrittsbesuch der österreichischen Skispringer in Seefeld. Die Arrivierten nahmen Jan Hörl in die Mitte, wohl wissend, dass ihnen das Interesse nicht ungeteilt gegolten hätte, wenn nicht der 20-Jährige vom SC Bischofshofen, sondern Weltcupweltrekordsieger Gregor Schlierenzauer als sechster Mann ins Team für die Heim-WM gerutscht wäre.

Immerhin, der Neue, den die Plätze 15 und 17 bei Weltcupspringen in Sapporo, die unbestreitbare Jugend und vielleicht auch ein gewisses Harmoniebedürfnis im Team ins Aufgebot gehievt hatten, bestach mit in Springerkreisen ungewohnten Tönen. Während selbst Chefcoach Andreas Felder davon sprach, dass seine Schützlinge trotz der Aufregungen einer WM "bei sich bleiben" mögen, gab Hörl zu, dass er im Sommer denjenigen ausgelacht hätte, der ihm den Sprung zur Heimweltmeisterschaft prophezeit hätte. "Das ist mir passiert", sagte Hörl also eins ums andere Mal, und: "Ich freue mich übelst." Nach Stand der Dinge freute sich Hörl übelst auf ein paar Trainingssprünge und das unbestreitbare Flair einer WM, im, nun ja, Monaco der Alpen.

Diskussionen über einen Einsatz werden, Trainingssensationen ausgenommen, bei Hörl nicht aufkommen. Gute Ratschläge von Außen, wie sie Felder und den verantwortlichen Sportdirektor Mario Stecher in anderer Mannschaftskonstellation unweigerlich ereilt hätten, dürften auch entfallen. Selbst im Fall des WM-Misserfolges, der sich über Monate, selbst noch nach dem Abgang von Coach Heinz Kuttin, machtvoll angekündigt hatte.

Einfach mega

Inzwischen hat sich die Situation soweit stabilisiert, dass Österreich für das Großschanzenspringen am Samstag in Innsbruck in Titelverteidiger Stefan Kraft sogar über einen Medaillenanwärter gebietet. Der 25-jährige Pongauer ließ am Mittwochnachmittag im plüschigen Ambiente des Seefelder Casinos seine schwierigen Monate seit dem WM-Doppelgold von Lahti 2017 im Schnelldurchlauf Revue passieren. Es habe einiger Änderungen bedurft, "um wieder an die Weltspitze zu kommen. Ich bin ihr dann von Wochenende zu Wochenende ein bisschen näher gekommen. Dass es so gut geklappt hat, in die Rolle des Mitfavoriten zu schlüpfen, ist mega." Schließlich: "Das ist eine Heimweltmeisterschaft. Das hier gibt es vielleicht nur einmal im Leben."

Vielleicht auch, um diesem Gefühl der Einmaligkeit nicht zu lange ausgesetzt zu sein, reisten die Österreicher erst am Tag der WM-Eröffnung an und ließen auch Trainingsmöglichkeiten auf dem Bergisel aus. "Das Weltcupprogramm war dicht, sie konnten einen freien Tag brauchen", sagte Coach Felder. Kraft: "Sechs Sprünge müssen reichen, um dann zwei gute im Wettkampf zu haben." Die offiziellen Trainingsversuche und der Probedurchgang entscheiden also auch über die Frage nach dem fünften Mann, der wohl Manuel Fettner heißen wird. Selbstredend wurde der 33-Jährige an 2013 erinnert, als er im Teambewerb der WM in Val di Fiemme bei der Landung einen Ski verloren hatte, dennoch sturzfrei geblieben war und damit die Goldmedaille gerettet hatte – unzweifelhaft auch sein größter persönlicher Erfolg. Kein neuerliches Kunststück kündigte Fettner an, aber immerhin, "ich werde auf alle Fälle landen".

Routinier gelandet

Bereits gelandet ist ein anderer, wenn auch deutlich erfolgreicherer nordischer Routinier aus Österreich. Bernhard Gruber, erst am vergangenen Wochenende beim Weltcup in Lahti ins WM-Aufgebot der Kombinierer gerutscht, wurde am Mittwoch von Cheftrainer Christoph Eugen neben den beiden Saisonaufsteigern und -siegern Franz-Josef Rehrl, Mario Seidl sowie dem Olympia-Dritten Lukas Klapfer für den ersten einschlägigen Bewerb am Freitag genannt.

Das Großschanzentraining sprach für den 36-jährigen Großschanzenweltmeister von 2015. "Ich habe sehr viel Energie investiert. Ich habe mir gedacht, die Heim-WM kann ich nicht auslassen. Mein Kämpferherz ist da mit mir durchmarschiert." Elefantös quasi. (Sigi Lützow, 20.2.2019)