FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Marine Le Pen trafen sich schon im Jahr 2016 in Wien.

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Wien/Brüssel – Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der freiheitliche EU-Delegationsleiter Harald Vilimsky haben am Mittwoch Rassemblement-National-Chefin Marine Le Pen in Brüssel getroffen. "Es gibt zahlreiche interessante Themen zu besprechen im Hinblick auf die kommende EU-Wahl", schrieb der FPÖ-Chef am Mittwochabend auf Facebook.

Zeitgleich twitterte Le Pen: "Es ist mir ein Vergnügen, unseren Verbündeten HC Strache, den Vizekanzler Österreichs, wiederzutreffen, mit dem wir gemeinsam am Europa der Nationen und der Völker weiterbauen!"

Vilimksy: "Alle EU-Kritiker unter einem Dach"

Vilimsky hat nach dem Treffen den Anspruch auf Bildung einer großen rechten, EU-kritischen Fraktion unterstrichen. "Ich will, dass alle drei EU-kritischen Fraktionen möglichst unter einem Dach zusammen sind, mit Salvini als Gesicht", sagte Vilimsky am Donnerstag in Brüssel zur APA.

Dazu zählt Vilimsky neben der rechtsgerichteten ENF (Europa der Nationen und Freiheit), der neben der FPÖ auch der französische Rassemblement National von Le Pen und die italienische Lega von Innenminister Matteo Salvini angehört, auch die rechtspopulistische EFDD (Europa der Freiheit und Direkten Demokratie) und die Fraktion der "Europäischen Konservativen und Reformer" (ECR). Es seien aber noch einige Fragen ungeklärt, etwa die Zahl und Verteilung der Sitze im Zusammenhang mit dem Brexit, sagte der FPÖ-Delegationsleiter.

"Das Ziel dieser drei Fraktionen ist es, zusammenzukommen", sagte Vilimsky. Man könne zweitstärkste Kraft im EU-Parlament werden. Vilimsky kalkuliert "mit 120 bis 140 Mandataren, manche geben uns noch mehr. Wir sind jetzt am basteln, damit wir das erreichen."

"Rassemblement National" soll sich weiterentwickelt haben

Das Gespräch zwischen FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz Christian Strache und ihm, Vilimsky, mit Le Pen, habe einem Informationsaustausch gedient, sagte Vilimsky. Dabei sei es etwa um die Situation in Frankreich und die Rolle von Präsident Emmanuel Macron und der protestierenden "Gelbwesten" gegangen.

Vilimsky betonte, dass sich Le Pens "Rassemblement National" fortentwickelt habe, dahingehend "dass ein Austritt Frankreichs aus der Union und aus dem Währungsverbund kein Thema mehr ist". Mit ihrem Aufruf zur Zerstörung der EU sei Le Pen falsch zitiert worden, sagte der FPÖ-Delegationsleiter. Le Pen habe vielmehr davon gesprochen, dass die EU dabei sei, sich selbst zu zerstören.

"Kein Radikaler und kein Extremist" in ENF

Dass Salvini das Gesicht der neuen rechtsgerichteten Fraktion sei sollte, werde auch von Le Pen "absolut" unterstützt, sagte Vilimsky. Als "Spitzenkandidat" bei der EU-Wahl soll Salvini aber nicht antreten, dies wäre mangels transnationaler Listen "Wahlbetrug", so der FPÖ-Delegationsleiter. In der ENF sei "kein Radikaler und kein Extremist dabei", die Fraktion sei eine "reformorientierte Allianz".

Priortät in der EU müssten der Grenzschutz und ein Ende des "Asylchaos" haben, außerdem will Vilimsky Kompetenzen an die nationalen Parlamente zurückverlagern. Vor der Europawahl wolle sich die FPÖ auf einen "rot-weiß-roten Wahlkampf" konzentrieren, Vilimsky schloss aber ein Auftreten Salvinis in Österreich nicht aus.

Kritik von der SPÖ

SPÖ-Delegationsleiterin Evelyn Regner kritisiert das Treffen von Marine Le Pen mit den beiden FPÖ-Spitzenpolitikern. "Das proeuropäische Bekenntnis der österreichischen Regierung ist in diesen Tagen wieder einmal das Papier nicht wert, auf dem es steht. (Bundeskanzler) Sebastian Kurz trifft EU-Spaltpilz Donald Trump zum Fototermin. Und sein Vizekanzler posiert in Brüssel mit Marine Le Pen, deren erklärtes Ziel die Zerstörung der EU ist", sagte Regner. "Statt gemeinsam mit unseren europäischen Verbündeten an der Lösung der aktuellen Krisen zu arbeiten, stoßen wir immer wieder unsere europäischen Partner vor den Kopf. (APA, 21.2.2019)