Michael Gnant hat angeblich die Software in den Operationssälen des AKH manipuliert oder manipulieren lassen. Wenn er im Protokoll eingetragen war, stand er nicht immer auch am Operationstisch.

Wien – Der Brustkrebschirurg Michael Gnant, der wegen angeblich gefälschter OP-Protokolle entlassen worden war, wurde von der Wiener Staatsanwaltschaft wegen Betrugs angezeigt. Gnant hatte in seiner Verteidigung stets betont, dass diese angeblichen Fälschungen keine Absicht, sondern ein Versagen der OP-Dokumentationssoftware seien. Er ficht die Entlassung deshalb an.

Nun veröffentlichte das Recherchenetzwerk "Addendum" die Daten einer OP-Protokoll-Analyse am AKH: 39 Prozent von 1.739 durchgeführten Operationen weisen Diskrepanzen zwischen den Softwareprotokollen der Ärzte und den auf Papier vorliegenden Protokollen der Pflege auf.

Patientinnen nicht informiert

Genau diese Diskrepanzen waren es auch, die den Fall Gnant über die Patientenanwältin Sigrid Pilz ins Rollen brachten. "Das ist eine Nebelbombe", sagt Pilz, "die vom eigentlichen Skandal ablenken soll." Nämlich der Missachtung des Rechts jeder Patientin auf korrekte Angaben zum Operateur.

Sie wirft der ärztlichen Direktion des AKH vor, dass diese nicht alle betroffenen Patientinnen informiert hat. Seitens der Krankenhausleitung wird argumentiert, dass Frauen, deren OP schon länger zurückliegt, diese Infos gar nicht wollen, sie würden dadurch nur verunsichert. Auch Psychologinnen hätten diese Vorgehensweise empfohlen.

Pilz zeigt sich im Interview mit Ö1 empört: Es sei eine Bringschuld des AKH, die Patientinnen zu informieren. Auch Markus Müller, Rektor der Med-Uni Wien, befürwortet das: "Das Einzige, was hilft, ist Transparenz." (gueb, pok, 22.2.2019)