Car2Go und Drive Now, was lange erwartet wurde, ist fix. Die Kunden sollen dafür gewonnen werden, neue Dienste zu nutzen und zu bezahlen.

Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Stuttgart/München – BMW und Daimler stecken mehr als eine Milliarde Euro in ihre gemeinsame Mobilitätsfirma und wollen so digitale Dienstleister wie Uber überholen. Die Konzerne wollen einen weltweit führenden Anbieter für Mobilität schaffen, wie BMW-Chef Harald Krüger am Freitag in Berlin sagte. Die bestehenden Carsharing-, Fahr-, Park- und Ladedienste werden auf einer gemeinsamen Plattform gebündelt. Im Markt für Mobilitätsservices müsse man sich in den nächsten zwei bis vier Jahren positionieren, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. "Das ist ein Geschäft, in dem Größe zählt. Wir wollen schnell wachsen und natürlich Geld verdienen." Insgesamt verzahnen die beiden Konzerne 14 Marken, darunter die Carsharing-Dienste DriveNow und Car2Go. Weitere Angebote bis hin zu autonomen Autos oder gar Lufttaxis könnten dazukommen.

"Denkbar sind dabei auch Kooperationen mit anderen Anbietern sowie Akquisitionen von Start-ups oder etablierten Playern", sagte Daimler-Chef Zetsche. Im Moment gebe es dafür zwar keine konkreten Pläne oder Ziele, aber "das kann sich schon nächste Woche ändern". Die beiden Oberklasse-Autobauer wollen wie viele andere Hersteller weg vom reinen Verkauf von Fahrzeugen hin zu Dienstleistungen rund um die Mobilität, ehe diese Felder komplett von Tech-Anbietern wie Uber oder Lyft besetzt werden. BMW und Daimler gehen davon aus, dass sich nur große Anbieter durchsetzen können – und sehen sich mit bereits 60 Millionen Kunden gut gerüstet.

Im Verbund

Ein Verbund von fünf Gemeinschaftsunternehmen soll weltweit "nachhaltige urbane Mobilität zum Nutzen der Kunden" umsetzen, teilten die beiden Autobauer mit. Dazu gehören jetzt schon internetbasierte Dienste, über die sich verschiedene Fortbewegungsmittel vernetzen lassen, Fahrdienste, Parkplatzvermittlung und Lade-Apps für E-Autos. Insgesamt 14 Marken werden gebündelt.

Für Nutzer der Mietwagen-Apps heißt das zunächst einmal jetzt schon ganz konkret: Seit Freitag können in der Car2Go-App für jene Städte, in denen auch DriveNow-Autos verfügbar sind, auch diese gemietet werden und umgekehrt. Derzeit muss wird man dann aber in die jeweils andere App umgeleitet, um den Mietvorgang dort zu beenden. Zusätzlich sollen die Fahrzeuge in den Apps gefiltert werden können, heißt es in einer Aussendung an Kunden des Anbieters.

Wer dazugehört

Zu der neuen Firma gehören auch die Buchungsplattformen Moovel und Reach Now, die Vermittlungs-Apps My Taxi, Chauffeur Privé, Clever Taxi und Beat, die Parkplatzdienste Park Now und Parkmobile sowie die Elektroauto-Ladedienste Charge Now und Digital Charging Solutions. Angaben der Unternehmen zufolge kommen die Dienste zusammen auf 60 Millionen Kunden. Der Hauptsitz des neuen Unternehmens wird in Berlin sein. Für Car2Go und Drive Now soll es eine Übergangszeit geben hin zum neuen Namen Share Now.

BMW-Finanzchef Nicolas Peter sagte, die neue Mobilitätsfirma werde sich zunächst vor allem auf Europa konzentrieren. "Wir haben ganz großes Potenzial, der führende Anbieter in Europa zu werden." Auch in Südamerika und in den Vereinigten Staaten sei man bereits mit unterschiedlichen Angeboten am Start. Ob auch China, wo der Fahrdienstleister Didi stark ist, ein lohnenswerter Markt ist, prüfen die Konzerne noch. Das Geschäft mit Mobilitätsservices habe überall regionale Besonderheiten, sagte Peter. "Wir wollen Partnerschaften mit Städten eingehen", sagte BMW-Chef Krüger. "Wir können ihnen in Zukunft komplette Mobilitätslösungen anbieten."

Dazu sollen künftig auch voll-elektrische und selbstfahrende Flotten gehören, die sich selbstständig aufladen und parken. Diese können dann von Daimler, BMW oder auch von anderen Herstellern stammen, wie Daimler-Chef Zetsche sagte. Teil der gemeinsamen Plattform könnten auch Lufttaxidienste werden. Daimler ist am Startup Volocopter beteiligt. Trotz der Zusammenarbeit bei Mobilitätsdiensten sehen sich Daimler und BMW beim Verkauf von Autos weiter als Konkurrenten, wie Zetsche sagte. "Das wird sich nicht ändern."

Die Dienste erklärt

Reach Now (Reach Now und Moovel) verbindet mehrere Verkehrsmittel und bündelt die Buchung, sodass man Bahn, Öffis, Taxi und Carsharing nicht mehr getrennt buchen und bezahlen muss, sondern nur noch ein Buchungsschritt in einer App nötig ist.

Share Now (Car2Go und Drive Now): Durch die Fusion entsteht ein Riesen-Carsharing-Anbieter mit vier Millionen Kunden.

Free Now (hierzulande etwa My Taxi, in anderen Ländern Chauffeur Privé, Clever Taxi und Beat) bietet vom Taxi bis zur Limousine unterschiedliche Autos an. Damit entsteht ein ernstzunehmender Uber-Konkurrent.

Park Now (Park Now und Park Mobile) vermittelt in Europa und in den USA Parkplätze sowohl auf dafür vorgesehenen Stellplätzen am Straßenrand oder in Parkhäusern.

Charge Now (Charge Now und Digital Charging Solutions) soll für Elektroauto-Ladesäulen Übersicht über das Tarif- und Bezahlchaos (verschiedene Abrechnungsmodelle und Systeme der Anbieter) bringen. (APA/red, 22.2.2019)