Rüge des Presserats: Steiermark-Beilage der "Krone" bezeichnete Einbrecher als "Ungeziefer".

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Wien – "Dämmerung lockt 'Ungeziefer' an": Diese Schlagzeile in der Zeitungsbeilage "Krone Extra" über Einbrecher im Herbst 2018 hat nach Ansicht des Presserats den Ehrenkodex der österreichischen Presse verletzt. Die Bezeichnung "Ungeziefer" für Menschen sei "menschenunwürdig", entschied der Senat 3 des Presserats.

In dem "Krone Extra" für die Steiermark gibt die steirische Polizei Tipps für den Schutz vor Einbrechern. Mehrere Leserinnen und Leser hätten gegenüber dem Presserat die Bezeichnung "Ungeziefer" als menschenverachtend kritisiert, ließ das Selbstkontrollorgan am Freitag verlauten. Der "Krone"-Verlag habe sich dazu nicht geäußert – das Kleinformat erkennt den Presserat nicht an.

Vokabular aus der NS-Zeit

Der Senat 3 bewertet die Verwendung des Wortes "Ungeziefer" für eine Personengruppe als Pauschalverunglimpfung und Diskriminierung, wie sie der Ehrenkodex verbiete. Anführungszeichen änderten daran ebensowenig wie die Verwendung für Einbrecher. Bereits die Überschrift des Artikels enthalte den menschenunwürdigen Begriff.

Diese Art von Vokabular wurde unter anderem auch in der NS-Zeit eingesetzt und ist geeignet, Menschen zu degradieren und zu entmenschlichen, so der Senat. Tiermethapher wie "Wanzen", "Läuse", "Parasiten", "Schädlinge" oder eben auch "Ungeziefer" wurden von den Nationalsozialisten gezielt für Minderheiten, politische Gegner und Straftäter benutzt.

Der Senat stellt den Verstoß gegen den Ehrenkodex fest und fordert die Medieninhaberin auf, die Entscheidung freiwillig in einer Ausgabe von "Krone Extra" bekannt zu geben. (red, 22.2.2019)