Neun lange Wochen: Kinderbetreuung in den Schulferien
DER STANDARD liefert zum Semesterstart einen Ausblick darauf, wie und wo Kids in den neun Wochen Sommerferien betreut werden können. Die Anmeldung für viele Camps startet bald
Sommerferien. Für die meisten Kinder das langersehnte Ziel eines Schul- oder Kindergartenjahres, die Vorfreude riesig. Für die meisten Eltern eine absolute Herausforderung, Freude hält sich oft in Grenzen. Denn wenn Kinderkrippe, Hort, Kindergarten oder Schule im Sommer komplett oder teilweise schließen, müssen die Sprösslinge anderweitig betreut werden.
Die Diskrepanz zwischen dem Urlaubsanspruch der Eltern und der Ferienzeit der Kinder ist enorm: fünf versus 14 Wochen im Jahr. Wie Eltern diesen Unterschied überbrücken, weiß Elke Larcher von der Wiener Arbeiterkammer. "Viele Eltern greifen auf ihr privates Netzwerk zurück, vor allem die Großeltern, aber auch andere Verwandte oder Freunde sind hier wichtig."
Sind beide Elternteile Vollzeit berufstätig, würden sich viele den Urlaub im Sommer aufteilen, gemeinsame Zeit, in der alle daheim sind oder wegfahren, sei eher selten. Und Frauen würden sich wegen der vielen Ferientage der Kinder oft für eine Teilzeitstelle entschieden, sagt Larcher.
Stadt-Land-Gefälle
Betreuungsangebote, die mehrere Tage dauern und bei denen Kinder einen großen Teil des Tages verbringen können, sind also essenziell. Allerdings kosten sie in vielen Fällen auch einiges. Larcher: "Für viele Eltern sind die Sommerferien daher auch eine finanzielle Herausforderung. Das sollte natürlich nicht so sein." Treffen würde das vor allem Gruppen, die sowieso schon sehr gefordert sind, etwa Alleinerzieherinnen.
Gibt es genügend Betreuungsangebote – auch kostengünstige? Die Antwort auf diese Frage fällt recht unterschiedlich aus: "Es gibt ein Stadt-Land-Gefälle. Die Ballungsräume und Wien ganz speziell sind Vorreiter. Hier sind die Angebote auch oft kostengünstig." Außerdem sei eine ganztägige Betreuung meist Standard. "Stundenweise Aktivitäten sind zwar nett, aber sie ermöglichen keinen normalen Arbeitsalltag."
Larcher weiß allerdings, dass sich auch viele Gemeinden auf dem Land engagieren. Ihnen den schwarzen Peter zuzuspielen wäre falsch. "Es kann nicht sein, dass eine solche Betreuung nur an den Kommunen hängt."
Also: Was tun die Arbeitgeber? Angebote für die Betreuung am Arbeitsplatz gebe es in der Zeit der Sommerferien nur in Einzelfällen, "und wir hören von Eltern sehr häufig, dass wenn es solche Angebote gibt, diese erst sehr kurzfristig kommuniziert werden. Im Mai haben die meisten Eltern ihren Sommer schon geplant."
Einseitige Flexibilität
Der Arbeitsdruck werde für viele Angestellte immer höher, "und es wird enorme Flexibilität von den Angestellten verlangt". Diese Flexibilität werde aber nicht erwidert, was die Kinderbetreuung freilich erschwere.
Bleibt natürlich die Frage, wie zufrieden eigentlich die Eltern mit dem Betreuungsangebot in den Ferien sind. Aus älteren Umfragen ist bekannt, dass etwa die Hälfte der Eltern ihre liebe Not hat mit der Kinderbetreuung in dieser Zeit. (Lara Hagen, Vanessa Gaigg, Jutta Berger, Stefanie Ruep, 23.2.2019)
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