Zu Andreas Gabaliers größten Fans gehört eine Nonne.

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Arnold Schwarzenegger und Christoph Waltz wollten nicht dabei sein, als Sebastian Kurz den Brückenbauer zwischen Wien-Meidling und Washington, D.C., gab. Das entwertet Jung-Siegfrieds Auftritt in der Höhle des Dealmakers noch nicht zum völligen Flop, reduzierte aber den Anhimmelungsmehrwert auf dem hiesigen Boulevard beträchtlich. Ein Terminator muss da nicht fürchten, für eine solche Respektlosigkeit zur Rechenschaft gezogen werden, ein sensibler Schauspieler schon, wie "Österreich" Dienstag befriedigt registrieren konnte. Im Vorfeld polterte unser Oscar-Star Christoph Waltz gegen Österreich: "Ich finde die politischen Entwicklungen besorgniserregend. Nach Österreich kann man im Moment ja auch nicht hin." Jetzt bekommt er an den Kino-Kassen die Rechnung präsentiert: Mit 25.163 Besuchern am Wochenende rangiert Waltz' Cyborg-Epos "Alita: Battle Angel" hinter "Drachenzähmen leicht gemacht 3" in den Kino-Charts überraschend nur auf Platz 2.

So straft der Herr mit einem Kino-Flop nach Österreich-Attacke die Aufmüpfigen, die wider den Stachel von Türkis-Blau löcken. Hätte er sich angeschleimt wie ein Fellner, wären sicher 30.000 Besucher zu seinem Cyborg-Epos gekommen.

Karfreitagslösung

Ebenso erfolgreich wie der Besuch bei Trump hätte das als Missbrauchskonferenz bereits in die Kirchengeschichte eingeschriebene Vatikan-Weekend ausgehen können, an dem der Papst mit Bischöfen aus aller Welt Party feiert. Aber Kurz war ja nicht eingeladen. So wie er Trump die Leviten gelesen hat, hätte er von Pontifex minimus zu maximus zweifellos dafür gesorgt, dass das Ergebnis der Veranstaltung in Rom mindestens so ausgewogen ausfällt wie die Karfreitagslösung in Wien, und niemand hätte es nötig gehabt, so wie der "Kurier", schon im Vorfeld zu motzen: Kritik und wenig Erwartungen vor dem Donnerstag-Treffen. Im "Standard" war von einem Missbrauchsgipfel als "reine PR-Aktion" die Rede, die "Wiener Zeitung" titelte schon einmal "Der Papst hat enttäuscht" – die Message-Control des Vatikan hat auch schon besser funktioniert.

Das Unternehmen "Saubere Kirche" stand a priori unter keinem Stern, der die Bischöfe zu himmlischer Freude hinreißen konnte, kam es doch im Vorfeld zu einer medialen Nonnen-Rallye nie gekannten Ausmaßes, hinter der nur der Teufel stecken konnte. Exemplarisch dafür stand jene Exnonne, die im Inquisitionsdunkel bei "Stöckl" dem Wiener Kardinal ein Glaubensbekenntnis herausriss, wie er es noch nie gebetet hatte, und die als Lohn für diese seelsorgerische Leistung als Wanderpredigerin durch die heimischen Medien missionieren durfte.

Warum Nonne?

Damit war der Bann gebrochen, und Sankt Pauli Parole, in der Kirche möge das Weib schweigen, löste sich in Weihrauchdunst auf. Warum Nonne? titelte der "Kurier" am Tag des Herrn, um im Blattinneren mit einer Ordensschwester Losung von sozialdemokratischer Wucht fortzufahren: "Wir sind keine armen Tschapperln". Zum Merken: "Bitte nicht Klosterschwester sagen. Das klingt abschätzig."

"Die Presse" stachelte die Fantasie ihrer sonst eher ökonomisch interessierten Leser mit einer Doppelseite über das unbekannte Leben von Ordensfrauen an, das derzeit, glaubt man dem Blatt, im Zeichen einer gewaltigen Auseinandersetzung zwischen #MeToo und #ImitatioChristi steht. In der Frage des Zölibats verschrieb sich das Blatt, nicht überraschend, dem eher neoliberalen Rezept "Frauen sind kein Allheilmittel". Da könnten ja auch Laien kommen.

"Der Standard" blickte in seiner englischen Montagsbeilage über den Tellerrand hinaus nach Indien, wo a mutiny by nuns forces church officials to investigate claims. In der "Krone" durfte besagte Exnonne ausgerechnet einer Conny Bischofberger gestehen: An einen Gott, der ein paar Herren in Rom exklusiv mitteilt, was sein Wille ist, glaube ich nicht mehr. Merkt 's, ihr Bischöfe!

Wegweisend könnte die Hingabe sein, den eine Nonne in "News" aufzeigte. Sie ist Gabaliers größter Fan. "Mein Herz hat gepumpert wie bei einem kleinen Mäderl, so aufgeregt war ich", schrieb sie dem in Graz lebenden Künstler nach einem Konzert. "Es war so schön, das Leuchten in deinen Augen zu sehen." Immer schließt sie den Andi in ihre Gebete ein. Der hat, wie Jesus, seine Kritiker. Wie bei dem ist es ein kleines Wunder, dass der Andi nicht verbitterte. Wir glauben es: Jesus ist auferstanden und spielt in der Steiermark Knopfharmonika. Und wer sagt es dem Papst? (Günter Traxler, 23.2.2019)