Martin Tauber ist der Chef der Loipenpräparierung bei der WM.

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It's raining men! Hallelujah! Läge Martin Tauber das Jubilieren im Blut, er hätte am Freitagvormittag jubiliert im regnerischen Seefeld. Tauber, einst unter Österreichs besten Langläufern, 2006 Zweiter eines Weltcuprennens in Davos und im selben Jahr mitten drinnen im Turiner Olympiaskandal ("Austria is a too small country to make good doping"), wirkt aber eher beherrscht. Er ist ernst und bestimmt, was aber auch mit seinen gegenwärtig ziemlich langen Arbeitstagen zu tun haben kann.

Der 42-jährige Einheimische ist schließlich der Chef der Loipenpräparierung in der Olympiaregion Seefeld und also auch dafür verantwortlich, dass die weltbesten Langläufer und Kombinierer bei der WM bestmögliches Geläuf vorfinden. Die Natur hat es in diesem Winter prinzipiell gut gemeint mit Tauber, zu präparierendes Material gibt es in Hülle und Fülle, fast schon zu viel. Eine stabile Hochdruckwetterlage unmittelbar vor der WM bereitete allerdings insofern Sorgen, als der Schnee ziemlich auf der trockenen Seite und damit feinkörnig war. Ehe sich am Wochenende das schöne Wetter wieder Bahn bricht, um dann bis zum Ende der Titelkämpfe anzuhalten, kam der Regen, den die Loipen, den also Tauber, brauchen. "Die Schneekristalle werden größer und stabiler, die Umwandlung ist schon im Gange." Folgt Schönwetter ohne Wolken, wird dem Schnee wieder Feuchtigkeit entzogen, gleichzeitig wird er aber gekühlt. "Wir werden gute, faire Verhältnisse haben."

Es ist angerichtet.
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Die Chancen stehen gut, dass Tauber und sein Team das Salz zur Loipenstabilisierung zumindest bis zu den Rennen über die Langdistanzen am letzten WM-Wochenende im Talon halten können. "Streuen wir, vereist die Sache." Absolut reine 800 Kilogramm österreichisches Salinensalz und 300 Kilo sardisches Meersalz – Tauber ist Sardinien-Liebhaber – liegen in den Depots.

Davor stehen acht 500 PS starke Ratracs im Wert von je 380.000 Euro, die zur Aufbereitung der 245 Loipenkilometer, über die die Region verfügt, notwendig sind. Da während der WM der Publikumslanglauf ordentlich eingeschränkt ist, fallen etliche Kilometer weg, dafür hat Martin Tauber zusätzliche Arbeitskräfte, nämlich das Lehrpersonal der Langlaufschule, die er in Seefeld betreibt.

Reiche Erfahrung

Die Turiner Nachwehen hatten seine Karriere 2007 beendet, Tauber, der nie einen positive Dopingtest, aber doch Gründe für Zweifel an seiner sportlichen Sauberkeit geliefert hatte, war vom internationalen Skiverband für zwei Jahre gesperrt und von den Olympiern auf Lebenszeit ausgeschlossen worden. Mitgenommen aus der Karriere hat er die reiche Erfahrung mit Schnee, in Seefeld schupft Tauber auch seit vier Jahren die Konservierung der Grundlage der touristischen Erfolge über den Sommer. Er weiß, wann die Zeit zum Anlaufen gekommen ist, in dieser Saison war es dank seiner Künste schon Anfang November so weit.

Danach war eher die Entfernung des zu reichlichen Segens angesagt. Unmittelbar vor der WM betrug die durchschnittliche Auflage noch 1,10 Meter, für das Event wurde im Zielstadion auf 60 und auf der Strecke auf um die 80 Zentimenter verringert.

Der Einsatz war und ist enorm. Pro Arbeitstag legen die Ratrac-Crews bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Kilometer pro Stunde insgesamt bis zu 270 Kilometer zurück, "von Seefeld bis Bardolino", gibt Tauber ein vor allem Tiroler Besitzern von Zweithäusern am Gardasee durchaus geläufiges Maß an. Das Zeitfenster für ihr Tun bestimmt aber die Nutzung der Loipen, weshalb es oft und oft weit nach Mitternacht wird, wenn Martin Tauber absteigt "und als Letzter das Licht" abdreht. Halleluja. (Sigi Lützow, 22.2.2019)